Madame Tussauds: Adolf Hitler geköpft

By | 5. Juli 2008

In Berlin hat die dritte Europa-Niederlassung von Madame Tussauds Wachsfigurenkabinet ihre Tore geöffnet. Wenige Minuten nach der Eröffnung herrschte bereits helle Aufregung: Ein Besucher, der zuvor eine Stunde brav in der Warteschlange gestanden hatte, stürmte nach seinem Einlass direkt auf die Wachsfigur Adolf Hitlers zu. Nach einem kurzen Gerangel mit zwei Wachleuten gelang es ihm, unter dem Ausruf „Nie wieder Krieg“ dem Diktator den Kopf abzureißen. Jetzt wird gegen den festgenommenen 41jährigen wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung ermittelt.


Bereits vor Eröffnung der Ausstellung war über die Ausstellung der Hitler-Figur kontrovers diskutiert worden. Darf Hitler in der Nähe der ehemaligen Reichskanzlei als Touristen-Attraktion zu sehen sein? Durchaus, befanden die Veranstalter. Zudem wollten sie Hitler ja nicht als aufrechte Figur, sondern als erschöpften, gebrochenen Mann im Führerbunker zeigen.
„Hitler ist nicht unterhaltsam“, kritisierte dagegen beispielsweise Tilmann Steffen. Er warf Tussauds vor, aus dem „Judenvernichter“ Kapital zu schlagen. „Das Unternehmen will auf den Sog, den der Diktator auslöst, nicht verzichten. Künftige Berlin-Tour-Angebote werden Touristen erst das wenige Gehminuten entfernte Holocaust-Mahnmal empfehlen, dann das Berliner Wachsfigurenkabinett“, so Steffen in einem NZ-Kommentar.
Die enthauptete Hitler-Figur, deren Entwurf und Bau rund 200.000 Euro gekostet habe, wurde vorerst ins Depot verfrachtet. „Das Ausmaß des Schadens ist noch nicht bekannt“, sagte Natalie Ruoß, Pressesprecherin von Madame Tussauds. Ob die Figur nach einer Reparatur wieder aufgestellt würde, könne sie noch nicht sagen. „Wir werden mit der Geschäftsführung und unseren Anwälten beraten und dann eine Entscheidung treffen“, so Ruoß.
Nachtrag vom 12. Mai 2009:
Wachsfiguren-Prozess: 900 Euro Strafe für Attentat auf Hitler-Puppe (Spiegel Online)

Mit Quellen von: Spiegel Online, Welt Online, Netzeitung
(ENDE) geschichtspuls/05.07.2008/mar