Bayreuther Festspiele: Katharina Wagner will Nazi-Vergangenheit aufarbeiten

By | 19. Juni 2009

Katharina Wagner, Urenkelin des Komponisten Richard Wagner und neue Intendantin der Bayreuther Festspiele, will die NS-Vergangenheit ihrer Familie genauer untersuchen lassen. Zwar gibt es bereits historische Forschungen zum Verhältnis der Bayreuther Festspiele und dem Wagner-Clan zum Nationalsozialismus (z.B. Winifred Wagner oder Hitlers Bayreuth). Doch wird hier oftmals kritisiert, dass sich Organisation und Familie bislang nur zögerlich an der wissenschaftlichen Aufarbeitung beteiligen. Das will Katharina Wagner nun ändern. Hierfür sei bereits ein „unabhängiges Institut“ mit der lückenlosen Dokumentation der Familien- und Festspielgeschichte in der NS-Zeit beauftragt.

„War meine Großmutter Hitlers Geliebte?“, „Wie war mein Vater mit Hitler ‚verstrickt‘?“ – diese Fragen bewegen Katharina Wagner nach eigener Aussage immer wieder. In ihrer Familie sei über die Verstrickung der Wagners mit dem NS-Regime nicht gesprochen worden, sagte sie der Zeitung „BZ“. Zusammen mit ihrer Schwester müsse sie sich der Vergangenheit stellen.
Wagner betonte, sie werde alle ihr zugänglichen Archive öffnen. Bis zum „Wagner-Jahr“ 2013 sollen dann erste Zwischenergebnisse vorliegen. Unklar ist jedoch, ob sich die anderen Familienmitglieder der neuen Offenheit anschließen und ebenfalls die in ihrem Besitz befindlichen Dokumente zur Verfügung stellen. Die neue Intendantin vermutet jedoch schon, „dass das nicht alle machen“.
Katharina Wagner plant zudem, in Wagners einstiger Bayreuther Villa Haus Wahnfried einen modernen Museumsbetrieb mit Wechselausstellungen einzurichten. Dabei solle auch die Festspielgeschichte in der NS-Zeit thematisiert werden.
Mehr zum Thema Bayreuther Festspiele, die Wagners und ihr Verhältnis zum Nationalsozialismus:
Eigene Geschichtsdarstellung der Bayreuther Festspiele (noch eher mager)
Bayreuther Festspiele bei Wikipedia
Die Wagners: Familiendynastie am Grünen Hügel (Planet Wissen)
21. Juli 1933: Die ersten Bayreuther Festspiele unter dem NS-Regime (Kalenderblatt Bayrischer Rundfunk)
Ungeordnetes Archiv der Wagner-Familie (Archivalia)
Winifred Wagner oder Hitlers Bayreuth (weitere Rezension bei NZZ Online)
Familiengeschichte: Katharina Wagner will Nazi-Vergangenheit klären (RPO)
Wagner-Festspiele – Die PR der Zukunft (FAZ.net)

Quelle: Deutschlandradio Kultur, FAZ.net, RPO, BZ
(ENDE) geschichtspuls/18.06.2009/mar