Zu viele Besucher: Berliner Stasi-Erinnerungsstätte in Geldnot

By | 14. August 2009

Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen steckt in Geldnot. Ursache dafür ist die große Zahl von Schülern, die das ehemalige Stasi-Gefängnis auch in diesem Jahr wieder besuchen. „Wir freuen uns, dass so viele Schüler zu uns kommen. Aber die damit verbundenen Kosten übersteigen unsere finanziellen Möglichkeiten,“ erklärt Direktor Hubertus Knabe. Er bitte deshalb jeden, dem die Aufklärung über das SED-Unrecht am Herzen liegt, um finanzielle Unterstützung.

Seit Jahresbeginn sind nach Angaben der Gedenkstätte mehr als 80.000 Schüler kostenlos durch die ehemalige Stasi-Untersuchungshaftanstalt geführt worden. Das seien 17.000 oder 26 Prozent mehr als 2008 gewesen (siehe auch Erneuter Besucherrekord im Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen). Die Kosten für die insgesamt 3.800 Führungen beliefen sich auf knapp 150.000 Euro. Das Haushaltsdefizit betrage zur Zeit 70.000 Euro. Wenn der Zustrom der Schüler weiter anhalte, könne es sich bis zum Jahresende noch verdoppeln. „Wir werden vom eigenen Erfolg bestraft,“ klagt Knabe.
Um das Minus auszugleichen, werden Schulklassen nun bei der Anmeldung gebeten, sich freiwillig mit einem Euro pro Schüler an den Kosten der Führung zu beteiligen. Zudem fordere man auch alle anderen Besucher am Eingang auf, durch einen Geldbetrag den Erhalt der Gedenkstätte zu unterstützen. Sogar Berliner Richter seien angeschrieben worden, bei Geldauflagen diese zugunsten der Gedenkstätte zu verhängen. Darüber hinaus bittet die Gedenkstätte dringend um Spenden auf das Spendenkonto der Gedenkstätte (Kt.-Nr. 730 014 193, BLZ 100 500 00). Sollte die Kampagne nicht fruchten, so Knabe, sei die Gedenkstätte dazu gezwungen, die Zahl der Führungen für Schüler deutlich zu verringern.
Einen ersten Erfolg kann Knabe mit seinem Hilferuf schon verbuchen: Kulturstaatsminister Bernd Neumann kündigte an, das bislang aufgelaufene Defizit von 70.000 Euro zu übernehmen. Es wäre unverantwortlich, gerade im zwanzigsten Jahr des Mauerfalls, dieser Gedenkstätte nicht ausreichend Mittel für Führungen zur Verfügung zu stellen. „Ich begrüße das gestiegene Interesse gerade von Jugendlichen ausdrücklich, denn nur wer die Vergangenheit kennt und begreift, kann sich besser gegen totalitäre Ideologien und Einflüsse wehren“, meint Neumann. Dem Unrecht der DDR müsse deshalb gerade durch Aufklärung entschieden und immer wieder erneut entgegengetreten werden.
Die Gedenkstätte im Internet: www.stiftung-hsh.de.

Quelle: Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
(ENDE) geschichtspuls/13.08.2009/mar