Eine der größten Bankenübernahme in der jüngeren deutschen Geschichte ist abgemachte Sache. Die Commerzbank wird bis spätestens Ende 2009 in zwei Schritten mit der fast 140 Jahre alten Dresdner Bank fusionieren. Während Erstere den Slogan „Die Beraterbank“ weiter nutzen will, soll der Name Letzterer Medienberichten zufolge gänzlich verschwinden. Die Fusion wird für beide Häuser eine Menge Arbeit mit sich bringen. Zwei Unternehmensstrukturen müssen zusammengelegt – und natürlich auch zwei Firmengeschichten zu einer zusammengeführt werden. Für Commerzbank-Mitarbeiter – und alle anderen natürlich auch – hier aus aktuellem Anlass noch mal ein Überblick zur Historie der Dresdner Bank:
Die Hochhäuser der Dresdner Bank. (1) |
Die Dresdner Bank entsteht am 12. November 1872 durch die Umwandlung des 1771 gegründeten Bankhauses Michael Kaskel. Am 1. Dezember nimmt die Bank mit einem Aktienkapital von 8 Millionen Talern (24 Millionen Mark) und 30 Mitarbeitern ihre Tätigkeit auf. Einen Monat später, am 7. Januar 1873, wird die Dresdner-Bank-Aktie erstmals auf dem Parkett an der Berliner Wertpapierbörse notiert. Es folgen Übernahmen mehrerer kleinerer sächsischer Regionalinstitute und schließlich 1881 die Eröffnung einer Filiale in Berlin. Da deren Geschäftsumfang bald das der Dresdener Zentrale übersteigt, verlegt die Geschäftsleitung 1884 ihren Sitz nach Berlin. Juristischer Sitz bleibt bis 1950 jedoch weiterhin Dresden.
I. Weltkrieg und Inflationszeit
Während des Ersten Weltkrieges muss die Dresdner Bank kriegsbedingte Verluste von insgesamt 100 Millionen Mark verbuchen und die 1895 eröffnete erste Auslandsniederlassung in London zwangsweise schließen. Gleichzeitig gewinnt das Unternehmen mit der Übernahme der Rheinisch-Westfälischen Disconto-Gesellschaft 1917 auf breiter Basis Zugang zum rheinisch-westfälischen Industriegebiet.
Während der Hyperinflation 1922/1923 steigt die Bilanzsumme auf 204 Trillionen Mark. Gleichzeitig verdoppelt sich das Aktienkapital auf 1,1 Milliarden Mark, bevor es in der Goldmarkeröffnungsbilanz zum 1. Januar 1924 im Verhältnis von 12,5:1 auf 78 Mill. Goldmark umgestellt wird.
Im Zuge der Deutschen Bankenkrise von 1931 emittiert die Dresdner Bank zur Stärkung ihrer Kapitalbasis Aktien für 300 Millionen Reichsmark, die vom Reich übernommen werden. Das Geldhaus befindet sich nun zu 88 Prozent in den Händen des Staates bzw. der Deutschen Golddiskontbank, einer Tochter der Reichsbank. Auf Verordnung der Reichsregierung wird die Dresdner Bank schließlich 1932 mit der Darmstädter und Nationalbank verschmolzen. 1937 erfolgt die Reprivatisierung.
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Dunkles Kapitel Drittes Reich
Während des Dritten Reiches unterhält die Dresdner Bank enge Geschäftsbeziehungen zum nationalsozialistischen Regime – so das Ergebnis einer unabhängigen Historikerkommission nach Auswertung der Archive der Dresdner Bank. Noch mehrheitlich im Besitz des Deutschen Reiches, wird demnach in der Bank nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 die antisemitische Politik durchgesetzt. Mit Karl Rasche und Emil Meyer rücken zwei überzeugte Nationalsozialisten in den Vorstand auf. In den folgenden Jahren ist die Bank an der Verdrängung der Juden aus dem öffentlichen Leben sowie der „Arisierung“ jüdischer Vermögen beteiligt und unterhält eine enge Verbindung zur SS. Sie finanziert Rüstungsunternehmen und hält 26 Prozent an der Breslauer Huta AG, einem damals führenden Baukonzern, der Baumaßnahmen im Vernichtungslager Auschwitz ausführte. Dazu gehörte auch die Errichtung von Krematorien. Gleichzeitig überschreitet die Kundenzahl der Dresdner Bank 1943 zum ersten Mal die magische Grenze von einer Million.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kommt es in der sowjetischen Besatzungszone – und in den Gebieten östlich der Oder-Neiße-Linie – zur Schließung und Enteignung der Berliner Zentrale und aller Geschäftsstellen. In den westlichen Besatzungszonen – wo die Bankgebäude zu über 80 Prozent zerstört sind – wird eine Zerschlagung der Großbanken angestrebt. Dabei werden die Filialen der Dresdner Bank auf Länderebene zu kleineren Regionalbanken unter Leitung der bedeutendsten Filiale jedes Landes zusammengeschlossen. Insgesamt entstehen aus den Niederlassungen 11 neue Teilinstitute, die sich allerdings rund ein Jahrzehnt später in mehreren Schritten wieder zur Dresdner Bank vereinigen.
Das 1978 eingeweihte Hochhaus im Frankfurter Bahnhofsviertel war bis 1990 das höchste Gebäude Deutschlands. (2) |
Auf und Ab in der bundesdeutschen Geschichte
In den Folgejahren etabliert sich die Dresdner in Deutschland als unangefochtene Nummer zwei hinter der Deutschen Bank, mit sicherem Abstand vor der Commerzbank. In diese Phase fällt unter anderem der Beginn der Fernsehwerbung (1975), die Etablierung des Werbeslogans „Mit dem grünen Band der Sympathie“ (1976), der Bau des 31-geschossigen, 166 Meter hohen Dresdner-Bank-Turms in Frankfurt/Main (1973 bis 1978), die Einführung der Dresdner Bank-Aktie an den bedeutendsten europäischen Börsen und die Ausstattung sämtlicher Inlands-Geschäftsstellen mit einem flächendeckenden Online-Terminal-System (1984), aber auch die Ermordung des Vorstandssprecher Jürgen Ponto durch Terroristen am 30. Juli 1977.
In seiner Glanzzeit ist das Geldhaus eine selbstbewusste und angesehene Bank, die zu den Großen in Europa zählt, wie Gerald Braunberger in einem Rückblick bei der FAZ urteilt. Ihr Niedergang setzt laut Braunberger ein, als die Bankführung partout versucht, die Strategie der Deutschen Bank zu kopieren. In den 90iger Jahren erschüttert dann eine spektakuläre Steueraffäre die Bank, zudem hat sie wenig Fortune bei ihrem Einstieg ins Londoner Investmentbanking. Es endet schließlich mit der gescheiterten Fusion mit der Deutschen Bank im Jahr 2000 als „Menetekel für eine Bank, die ihre Hochzeit hinter sich hat“.
Ein Jahr später wird das Geldhaus vom Münchener Allianz-Konzern für 24 Milliarden Euro übernommen. Nach Milliardenverlusten im Bankgeschäft und bilanziellen Belastungen durch die Finanzkrise 2007/2008 verkauft der Münchener Versicherungskonzern nun im August 2008 die Dresdner Bank für 9,8 Milliarden Euro an die Commerzbank.
Mehr zum Thema:
Zeitleiste (Dresdner Bank)
Historischer Überblick (Dresdner Bank, .pdf-Datei)
Literatur zur Geschichte der Dresdner Bank (Dresdner Bank)
Ende eines Mythos (Berliner Morgenpost)
Rückblick auf das jüngere Fusionskarussell im Bankenbereich (ManagerMagazin)
Mit Quellen von: Dresdner Bank, FAZ, Spiegel Online, ManagerMagazin
Bild: Stefan Krutsch (1) / Thomas Klewar (2) für die Dresdner Bank, Markenzeichen Dresdner Bank
(ENDE) geschichtspuls/01.09.2008/mar
Leb wohl, du einzige Großbank, die an eine Stadt in Ostdeutschland erinnert, die übrigens dem Erzgebirge und nicht dem Commerzgebirge vorgelagert ist.
Leb wohl, du grünes Band der Sympathie, eine Farbe weniger im Regenbogen der Cash-Group.
Leb wohl, kleiner grüner Drumbo-Sparelefant, du wirst nun vom Commerz gefressen.
Zu Drumbo (und der Bank natürlich auch) gibts bei einestages.de noch einen Nachruf:
http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/2684/drumbo_macht_den_abflug.html
Hi an Alle,
ich will nicht über die Bank schreiben, sondern über unsere Stadt. Ich bin ein Mensch, der gerne verreist. Ich muss sagen, dass wir eine wirklich sehr schöne Stadt haben.
Gruß
Robert