Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit ihren Staatlichen Museen zu Berlin (SPK) und die Bayerische Staatsgemäldesammlung starten ein gemeinsames Projekt zur Erinnerung an jüdische Schicksale. In den kommenden drei Jahren wollen sie eine Mediathek über Kunstsammlerinnen und -sammler, Mäzene und sammelnde Bürgerinnen und Bürger jüdischer Herkunft aufbauen.
Das multimediale Archiv zur Erinnerung an NS-Verfolgte basiert auf den Provenienzforschungen beider Einrichtungen. Es soll die Vielfalt jüdischer Biographien in der deutschen Gesellschaft vor 1933 beleuchten und an die oft vergessenen Lebensgeschichten hinter vielen Restitutionsfällen erinnern. „Die jüdischen Sammlerinnen und Sammler haben dieses Land geprägt, haben Künstlerinnen und Künstler gefördert und den Ruf der Museen geprägt. Viele von ihnen wurden Opfer der Nationalsozialisten, ihre Sammlungen geraubt. Wir stoßen bei unseren Forschungen immer wieder auf Namen, die keiner mehr kennt, die aber einst für bedeutende Sammlungen, für Haltungen, für ein Leben mit Kunst standen. Was waren das für Menschen? Durch das Erzählen ihrer Lebensgeschichten möchten wir viele Namen ins Bewusstsein zurückbringen“, betont SPK-Präsident Hermann Parzinger.
Mit dem gemeinsamen Projekt möchten SPK und Bayerische Staatsgemäldesammlungen einen Beitrag zur Erinnerungskultur und für eine tolerante, offene Gesellschaft leisten. Dazu wollen beide Einrichtungen unter anderem spezifische digitale Vermittlungsformate für Jugendliche und junge Erwachsene entwickeln. Das Projekt wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien mit 690.000 Euro gefördert.
Hintergrund: Provenienzforschung
Seit über zwanzig Jahren beschäftigen sich Kultureinrichtungen weltweit mit der Aufarbeitung des durch die Nationalsozialisten ausgeübten Raubs von Kulturgut, das zumeist jüdischen Bürger:innen gehörte. Auch die SPK und die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen erforschen, ausgehend von den Washington Principles, systematisch die Herkunft der Objekte in ihren Sammlungen. Die drei Pinakotheken und 20 Zweiggalerien umfassenden Bayerischen Staatsgemäldesammlungen konnten seit 1998 25 Werke aus 17 Sammlungen restituieren. Die SPK hat seit 1999 mehr als 50 Restitutionsbegehren bearbeitet und dabei mehr als 350 Kunstwerke und rund 2000 Bücher an die Berechtigten zurückgegeben. Darunter waren eine Zeichnung von Vincent van Gogh, Arbeiten von Munch und „Der Watzmann“ von Caspar David Friedrich.
Quelle: Stiftung Preußischer Kulturbesitz
(Ende) geschichtspuls/10.02.2022/mar