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60 Jahre Währungsreform

By | 20. Juni 2008

„Das erste Gesetz zur Neuordnung des deutschen Geldwesens ist von den Militärregierungen Großbritanniens, der Vereinigten Staaten und Frankreichs verkündet worden und tritt am 20. Juni 1948 in Kraft. (…) Das neue Geld heißt ‚Deutsche Mark‘, jede Deutsche Mark hat hundert Deutsche Pfennige. Das alte Geld – die Reichsmark, die Rentenmark und die Alliierte Militärmark – ist vom 21. Juni an ungültig.“ Mit dieser Meldung verkündeten die westlichen Alliierten am 19. Juni 1948 in Extraausgaben und -sendungen von Zeitungen und Rundfunkstationen die Währungsreform für das Gebiet der späteren Bundesrepublik.

20 DM-Schein, 1948-1964

Am 20. Juni, einem Sonntag, standen die Deutschen Schlange vor ihren zuständigen Lebensmittelkartenstellen, wo sie gegen Nachweis von Kenn- und Lebensmittelkarten die ersten nagelneuen 40 D-Mark erhielten (plus weitere 20 Mark im August). Am Montag, dem 21. Juni 1948, wurde die Deutsche Mark zum offiziellen Zahlungsmittel in den drei westlichen Besatzungszonen. Die positiven Folgen der Währungsumstellung, verbunden mit der Aufhebung der staatlichen Preisbindungen, zeigten sich umgehend. Gehortete Waren und Konsumgüter kamen wieder auf den Markt, die Angebotstheken der Läden füllten sich schlagartig.


Hartes Umtauschverhältnis
Bis zum 26. Juni mussten alle Barbestände und Bankguthaben deklariert worden sein, sollte das alte Geld nicht ersatzlos verfallen. Das Vermögen wurde mit dem Umstellungsgesetz vom 27. Juni im Verhältnis 10:1 in die neue D-Mark getauscht. Hiervon wurde jedoch die Hälfte auf den Konten blockiert und mit dem Festkontengesetz vom 7. Oktober einer nochmaligen Wertreduzierung unterworfen. Im Ergebnis wurden alle Bank- und Sparguthaben nur 10:0,65 umgestellt, d.h. für 100 Reichsmark gab es nach der Währungsreform noch 6,50 D-Mark. So sollte überschüssiges Geld (Kriegsfinanzierung mit Hilfe der Notenpresse) reduziert und wieder ein sinnvolles Gleichgewicht zwischen Geld und Waren hergestellt werden. Ausgenommen hiervon waren Löhne, Gehälter, Mieten, Renten oder Pensionen, die eins zu eins von Reichsmark in Deutsche Mark umgewertet wurden.
Gedruckt worden war die neue Währung übrigens unter größter Geheimhaltung (Operation „Bird dog“) in den Vereinigten Staaten. Von dort wurden die rund sechs Milliarden Mark – das „Startkapital“ des deutschen Wirtschaftswunders, so die FAZ – zwischen Februar und April 1948 Schiff für Schiff nach Bremerhaven befördert. Zur Tarnung war die Fracht als Transitgut beschriftet – „Barcelona via Bremerhaven“.
Symbol für Neuanfang und Teilung
Im nationalen Bewusstsein vieler Deutschen steht die Währungsreform nicht nur als symbolisches Ende des Nachkriegselends, sondern mit dem Aus für die Reichsmark als gesamtdeutsches Zahlungsmittel auch als definitiver Beginn für die deutsch-deutsche Teilung. Unterstrichen wurde diese Empfindung durch die in den Folgetagen vorgenommene Währungsreform in der sowjetischen Besatzungszone. Dort wurden je Person 70 Reichsmark im Verhältnis 1:1 umgetauscht, wobei – als Notlösung – die alten Reichsmarkscheine mit Kupons und Wertaufklebern versehen wurden. Im Volksmund wurde die zweite deutsche Währung daher schnell als „Klebe-“ oder „Tapetenmark“ bezeichnet.
Nach dem Willen der Sowjetischen Militäradministration sollte die „östliche“ Währungsreform für das gesamte Groß-Berlin gelten, was jedoch am Widerstand der Stadtkommandanten für die westlichen Sektoren scheiterte und bereits in der Nacht zum 24. Juni 1948 in der ein Jahr dauernden Berlin-Blockade gipfelte.
Links zum Thema:
Das Startkapital: Sechs Milliarden D-Mark (FAZ Online – mit mehreren Zeitzeugenberichten)
Damals nach dem Krieg – Währungsreform (MDR)
„Ich habe die Tapetenmark geklebt“ (sueddeutsche.de)
Der Teuro von 1948 (einestages.de)
Warum die Deutschen ihre Mark so lieben (WELT Online)
60 Jahre Währungsreform (Bildershow des Presse- und Informationsamtes der Bundsregierung)

Foto: Deutsche Bundesbank (Vorderseite eines 20 DM-Schein, im Umlauf von 1948 bis 1964)
(ENDE) geschichtspuls/20.06.2008/mar

4 thoughts on “60 Jahre Währungsreform

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  3. Katha

    Der Umtausch von Reichsmark zur Deutschen D-mark im oben dargestellten Schema hatte zur Folge, dass der kleine Sparer quasi enteignet wurden. Zugegeben, durch die Inflation und die brach liegende Wirtschaft verlor das Vermögen der kleinen Leute sowieso an Wert. Dennoch hatten wohlhabendere Menschen, die Sachwerte wie Immobilien besaßen, einen gehörigen Vorteil, da diese Werte 1:1 umgetauscht wurden. Dennoch störte diese Enteignung, wie sie oft nach Währungsreformen folgen, die Betroffenen oft nicht, denn die Wirtschaft war am Boden und es war allen klar, dass es so nicht weitergehen könne: http://katharina-brunner.de/artikel/2008/08/02/wrhungsreform/

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