Noch vor 20 Jahren hätten westliche Geheimdienstler bei einem solchen Angebot mit der Zunge geschnalzt: Im brandenburgischen Fürstenwalde steht derzeit der ehemalige Zentrale Gefechtsstand (ZGS) der Luftstreitkräfte der DDR zum Verkauf. Für das 190 Hektar große, bewaldete Gebiet samt überwiegend unterirdischem „Fuchbau“-Bunker möchte der Bund als Eigentümer 1,2 Millionen Euro erlösen. „Die Preisvorstellung basiert auf einer Bewertung der Grundstücksflächen und des darauf befindlichen Holzvorrates“, erklärt Ralf Hugler von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben den Kaufpreis.
Die Geschichte des Bunkers reicht zurück bis 1942. Damals begannen Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen/Ketschendorf unter Aufsicht der Waffen-SS mit dem Bau des Schutzbauwerks in den ehemaligen Braunkohle-Stollen. 1944 wurde die Anlage unter der Tarnbezeichnung „Hegewald“ als Nachrichtenzentrale des Sicherheitsdienstes Reichsführer SS betrieben.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und erfolglosen Sprengversuchen der Roten Armee stand der Bunker mehrere Jahre lang offen. Ab Mitte der 1950er Jahre begann dann das Ministerium des Inneren die Anlage auszumessen und ab 1960 als „Schaltstelle der Deutschen Post“ wieder auf- und auszubauen. 1965 wurde das Projekt von der Nationalen Volksarmee übernommen und unter der Tarnbezeichnung „Prüfstelle“ erst als Zentraler Wechselgefechtsstand, ab 1978 dann als Zentraler Gefechtsstand (ZGS-14) der Luftverteidigung (eine der beiden großen Luftüberwachungs-Zentralen im Warschauer Pakt) genutzt.
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Mit der Wiedervereinigung ging am 03. Oktober 1990 der über 9.000 m² große Bunkerkomplex in die Befehlsgewalt der Bundeswehr über. Diese stellte den „Fuchsbau“ 1995 offiziell außer Dienst und ließ ihn 1995 bergmännisch verschließen. Im Frühjahr 2006 wurde der Zugang zur Anlage – die seit Dezember 2006 den Status „Technisches Denkmal“ genießt – durch die Mitglieder der Interessengemeinschaft Bunker-Fuchsbau wieder geöffnet und schrittweise über regelmäßige Führungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ob dieses Engagement auch unter dem neuen Eigentümer fortgeführt werden kann, ist derweil noch unklar.
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Bunker Fuchbau
Verkaufsangebot Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
Exposé: Verkaufsfläche Rauener Berge (.pdf-Datei, Bundesanstalt für Immobilienaufgaben)
Zentraler Gefechtsstand zu verkaufen (Märkische Oderzeitung)
Fuchsbau soll verkauft werden (mp3-Datei von Radio Eins über erste Bieter)
Mit Quellen von: Märkische Oderzeitung, Bunker Fuchsbau, Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
Foto: Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
(ENDE) geschichtspuls/30.08.2008/mar
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