Nachruf für den "Wohnzimmerfahnder": Eduard Zimmermann ist tot

By | 21. September 2009

Der frühere ZDF-Moderator und TV-Produzent Eduard Zimmermann ist am Samstag (19. September 2009) im Alter von 80 Jahren in München gestorben. Sei es mit seinen Fernsehsendungen „Vorsicht Falle!“ und „Aktenzeichen XY … ungelöst“ oder der 1976 gegründeten Opferhilfsorganisation „Weißer Ring“ – der Kampf gegen das Verbrechen wurde für Zimmermann zur Berufung. Dabei bekannte der TV-Fahnder freimütig, in seiner Jugend „selbst ein Gauner“ gewesen zu sein.

In den ersten Nachkriegsjahren habe er sich als „professioneller Dieb und Schwarzmarkthändler“ durchgeschlagen, gestand der 1929 in München geborene Zimmermann einst in Medienberichten und später auch in seiner Autobiografie („Auch ich war ein Gauner…“). Gewinnbringend habe er mit Zigaretten gehandelt und gestohlene Brotmarken weiterverkauft. Bei den Schwarzmarktgeschäften sei er von der Hamburger Polizei geschnappt und für kurze Zeit ins Gefängnis Fuhlsbüttel gekommen. Später habe er mit gefälschten Papieren illegal in Schweden als Straßenbauingenieur gearbeitet – das schwedische Bauamt sei aber ganz zufrieden mit ihm gewesen.
1949 ging Zimmermann als Journalist für die schwedische Zeitung „Dagens Nyheter“ nach Ostdeutschland. In der damaligen sowjetischen Besatzungszone wurde er wegen Spionage verhaftet und zu 25 Jahren Haft in Bautzen verurteilt. Anfang 1954 kam er anlässlich der Viermächtekonferenz vorzeitig frei. Dieser Tag sei wie ein zweiter Geburtstag gewesen, so der spätere Chefermittler der Nation.
Von da ab ging es für Zimmermann als freier Journalist und Redakteur in ruhigeren Bahnen weiter. Über den Norddeutschen Rundfunk kam Zimmermann 1962 zum Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF). Mit der von ihm entwickelten Reihe „Vorsicht Falle! Nepper, Schlepper, Bauernfänger“ wurde er einem größeren Publikum bekannt. Bis heute ist sein Name vor allem aber untrennbar mit der Fahndungssendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ verbunden. Dem Magazin über ungeklärte Kriminalfälle, das erstmals am 20. Oktober 1967 auf Sendung ging, schlossen sich bald auch das schweizerische und österreichische Fernsehen an. Am 24. Oktober 1997 führte Eduard Zimmermann zum 300. und letzten Mal durch die von ihm geprägte Sendung.
ZDF-Intendant Markus Schächter würdigte Eduard Zimmermann als einen Pionier des Realitätsfernsehens in Deutschland: „Zimmermann hat die Möglichkeiten des Fernsehens für die Verbrechensbekämpfung früh erkannt und konsequent eingesetzt.“ Damit habe er auch maßgeblich dazu beigetragen, dass die Opfer von Verbrechen in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rückten.
Mehr zu Eduard Zimmermann:
Eduard Zimmermann ist tot (Nachruf des ZDF)
Der Wohnzimmerfahnder (Nachruf der Süddeutschen Zeitung)
„Ganoven-Ede“ Zimmermann gestorben (Nachruf der Deutschen Welle)
Biographie: Eduard Zimmermann gesteht kriminelle Vergangenheit (Spiegel Online)
Auch ich war ein Gauner… (Zimmermann-Autobiografie teilweise bei Google Books)
Zimmermann-Porträt bei wikipedia
Ich war ein Glückspilz… – Zitate von Eduard Zimmermann (e110.de)

Quelle: ZDF, zudem siehe Links
(ENDE) geschichtspuls/21.09.2009/mar

One thought on “Nachruf für den "Wohnzimmerfahnder": Eduard Zimmermann ist tot

  1. Charlie

    Das deutsche Fernsehen hat ihm wirklich viel zu verdanken, und auch viele Taten sind dank XY aufgeklärt worden. Auch wichtig wie er auf die Opfer aufmerksam gemacht hat.

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