Magdeburg ist "Ottostadt"

By | 25. Februar 2010

Magdeburg setzt im Stadtmarketing auf ein neues Konzept: seit diesem Monat präsentiert sich die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts unter der neuen Dachmarke „Ottostadt Magdeburg“. Mit Hilfe der historischen Persönlichkeiten Kaiser Otto dem Großen und Otto von Guericke will die Stadt deutschlandweit verstärkt positiv auf sich aufmerksam machen.

„Kaiser Otto der Große und der Erfinder und Diplomat Otto von Guericke – beide haben die Geschichte und Geschicke unserer Stadt maßgeblich geprägt“, erläutert Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper die Idee der langfristig angelegten Marketingkampagne. Eine Umfrage habe ergeben, dass 61 Prozent der Deutschen Kaiser Otto den Ersten kennen, immerhin 40 Prozent auch Otto von Guericke. „Mit beiden Ottos verfügt Magdeburg über ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal, das wir nutzen müssen“, beschwört Trümper.
Noch sei Magdeburg in Deutschland noch „relativ unbekannt“, meint auch Rainer Nitsche, Beigeordneter der Stadt für Wirtschaft, Tourismus und regionale Zusammenarbeit. Die Stadt werde höchstens mit Rechtextremismus oder Schwermaschinenbau in Verbindung gebracht. Mit der „Ottostadt“-Kampagne wolle man das negative Bild korrigieren. Dagegen monieren Kritiker unter anderem die leichte Verwechslungsgefahr: So könnte der neue Werbename auch schnell mit dem Otto-Versand oder dem Komiker Otto Waalkes in Verbindung gebracht werden.
Kaiser Otto der Große (912-973)
Otto der Große gehört bis heute zu den herausragenden Herrschergestalten des Mittelalters. Als König des Ostfrankenreichs und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches einte er eine Ansammlung von Fürstentümern, die später den Namen Deutschland tragen sollten. Von großer Bedeutung war dabei der Sieg seines vereinten Heeres gegen ungarische Reiter bei der Schlacht auf dem Lechfeld am 10. August 955. Dadurch wurde nicht nur die so genannte Ungarngefahr beseitigt, sondern es entstand auch ein erstes Gefühl der Zusammengehörigkeit unter den deutschen Stämmen.
Ein besonders enges Verhältnis pflegte der Herrscher dabei stets zur Stadt Magdeburg, die er durch sein Handeln aus dem Dunkel der Weltgeschichte holte. Dazu zählen nicht nur die Gründung des Moritzklosters im Jahr 937 (mit dem Familiengrab der Ottonen) und des Bistums Magdeburg im Jahr 968. Auch seine zahlreichen Visiten – historische Quellen belegen über 20 Besuche – zeugen von dem besonderen Band zwischen dem Herrscher und der Stadt an der Ostgrenze seines Reiches. Immerhin gab es im 10. Jahrhundert noch keine festen Residenzen. Stattdessen reiste Otto in der Regel von einer Kaiserpfalz zur nächsten. Aus der Vielzahl seiner überlieferten Besuche lässt sich somit auch eine Art „Hauptstadtfunktion“ Magdeburgs für das Heilige Römische Reich ableiten.
Otto von Guericke (1602-1686)
Otto von Guericke wurde am 30. November 1602 in Magdeburg geboren. Zwischen 1617 und 1624 studierte er in Leipzig, Helmstedt, Jena und Leiden unter anderem Jura und Festungsbau. Als Mitglied des Magdeburger Stadtrates erlebte er 1631 die Zerstörung seiner Stadt im Dreißigjährigen Krieg. Neben seiner Funktion als Stadtoberster – 1646 war er zu einem der vier Bürgermeister Magdeburgs gewählt worden – machte Otto von Guericke auch als Wissenschaftler auf sich aufmerksam. Zu seinen bis heute unvergessenen Leistungen zählt unter anderem die Erfindung der Kolbenvakuumpumpe im Jahr 1649.
Bekannt wurde der „Wissenschaftskommunikator“ Otto von Guericke auch dafür, dass er seine Erkenntnisse der Öffentlichkeit auf anschauliche Weise nahe brachte. Er demonstrierte die Kraft des Luftdrucks mit spektakulären Experimenten – es heißt etwa, er habe mit den so genannten Magdeburger Halbkugeln in Anwesenheit von Kaiser Ferdinand III. die Effekte des Luftdrucks auf dem Reichstag zu Regensburg vorgeführt.
Mehr zur „Ottostadt Magdeburg“:
Ottostadt.de
Zweimal Otto macht eine Stadt – Hintergründe zu beiden Ottos (.pdf-Datei, Stadt Magdeburg)
„Wir nehmen zur Kenntnis, dass die Begeisterung noch nicht so groß ist“ – Fragen an Rainer Nitsche zur „Ottostadt“-Kampagne (Volksstimme)
Imagekampagne: Magdeburg ist jetzt ottostadt (Designtagebuch)
Magdeburg wird Ottostadt – einige Kritikpunkte (privater Blog von Torsten Maue)

Quelle: Stadt Magdeburg, zudem siehe Links
(Ende) geschichtskombinat/25.02.2010/mar