Industrialisierung in der Schifffahrt

Wrack des Schraubendampfers "Großfürst Constantin" entdeckt

By | 13. August 2012

Nahe der Ostseeinsel Hiddensee haben Taucher das Wrack des Schraubendampfers „Großfürst Constantin“ entdeckt. Das 1857 gebaute Schiff war eines der ersten segelnden Eisenschiffe mit Dampfmaschine und Schraubenantrieb anstelle des bis dahin üblichen Radantriebs. Nach nur vier Jahren war das im Liniendienst auf der Ostsee eingesetzte Schiff auf einer Fahrt nach Sankt Petersburg bei Sturm und Packeis gesunken. Die Mannschaft konnte sich über das Eis retten.

Schraubendampfer Erbgroßherzog Friedrich Franz
Bild des 1851 gebauten Schwesterschiffs „Erbgroßherzog Friedrich Franz“, dem ersten in Deutschland gebauten eisernen Schraubendampfschiff.

Geortet wurde das 55 Meter lange Wrack ursprünglich schon vor acht Jahren durch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, erklärte Thomas Förster vom Rostocker Verein Archaeomare. Nur habe sich lange keiner erklären können, was für ein Wrack da eigentlich liege. Erst als das Archaeomare-Team vor einem Jahr zu der Stelle tauchte, sei der Verdacht entstanden, hierbei handle es sich um die „Großfürst Constantin“. Jedoch fehlte damals noch der letzte Beweis. Nach neuerlichen Tauchgängen sei man nun aber sicher, den verschollen geglaubten Dreimaster zweifelsfrei identifiziert zu haben.
„Die Backbordseite des Schiffes zeigt noch deutliche Druckspuren des Eises, das damals den Rumpf eingedrückt hat“, schildert Förster die Ergebnisse der Erkundungstauchgänge. Unter Wasser seien auch ein umgebrochener Mast, zwei Winden, zwei Anker sowie der große Dampfkessel mit dem Ansatz des früheren Schornsteins gut erkennbar gewesen. „Wir haben nicht nur ein bedeutendes Zeugnis aus den Anfängen der Fährschifffahrt auf der Ostsee wiederentdeckt, sondern ein Symbol, das für die Industrialisierung der Schifffahrt steht, den ältesten erhalten gebliebenen Schraubendampfer“, freut sich Förster. Die Ergebnisse der Wrackerkundungen will Archaenomare nun dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege zur Verfügung stellen.
Einige weitere Informationen zur „Großfürst Constantin“ (und auch ihrem Schwesterschiff „Erbgroßherzog Friedrich Franz“) finden sich in dem 1907 erschienen Buch „100 Jahre Dampfschifffahrt“ von Karl Radunz. Digitalisiert ist es heute unter anderem bei Google Books (darin insbesondere S. 91-93) zu finden.

Quelle: WELT Online, zudem siehe Links
(Ende) geschichtspuls/13.08.2012/mar