Am 8. Oktober 1958 wurde erstmals einem Menschen ein Herzschrittmacher implantiert. Batterie und die wenigen elektrischen Bauteile legte man in eine Schuhcremedose und füllte die Form mit Kunstharz aus. Dem schwedischen Patienten Arne Larsson, der seit Jahren unter einer Herzblockade litt, rettete das Wunderwerk der Medizintechnik das Leben. Bis zu seinem Tod, im Jahr 2002 im Alter von 86 Jahren, wurden ihm zwei Dutzend verschiedene Herzschrittmacher implantiert.
Das größte Problem bestand in der Anfangszeit – als die 130 Gramm schweren Geräte noch in einer aufwändigen Operation im Bauchraum befestigt wurden – in der arg begrenzten Haltbarkeit der Batterien. Heute müssen die Geräte nicht mehr alle ein bis zwei Jahre, sondern erst nach sechs bis sieben Jahren erneuert werden. Und das liegt weniger an den Batterien, die sogar bis zu zwölf Jahren halten würden, sondern an der technologischen Entwicklung.
Trend zu intelligenter Technik
1963 kam der erste programmierbare Herzschrittmacher auf den Markt. Damit konnte das Aggregat, mit einem auf die Brust aufgesetzten Programmiergerät, auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten eingestellt werden. Ab 1975 folgten dann Systeme, die nicht nur das Herz stimulieren, sondern zugleich körpereigene EKG-Signale messen und zur zeitgerechten Stimulation einsetzen konnten. Vier Jahre später war es auch möglich, den Batteriezustand und die Elektrodenfunktion von außen abzufragen. (Heute kann ein Schrittmacher auch weiter gehende Informationen über das Herz aufzeichnen und die Daten etwa über ein Handy an einen autorisierten Arzt schicken.)
Seit 1983 können sich die Schrittmacher auch auf die jeweilige Belastungssituation des Patienten einstellen. Ausgerüstet mit einem integrierten Beschleunigungssensor, der etwa auf Körperbewegungen reagiert, veränderte das Aggregat seine Stimulationsfolge. Die Logik dahinter: Belastet sich der Patient, erzeugt seine Muskulatur Vibrationen und der Herzschrittmacher erhöht seine Stimulationsfrequenz. Im Schlaf wiederum senkt das Implantat sie bedarfsgerecht ab. Alternativ kam später ein Sensor zum Einsatz, der sich an der Atemfrequenz als Maß der körperlichen Aktivität orientierte.
Aus einem umgerechnet 10.000 Euro teueren Herzschrittmacher von der Größe zweier Streichholzschachteln wurde so über die vergangenen fünfzig Jahre hinweg eine „Zündkerze fürs Herz“ im Umfang eines 2-Euro-Stücks, das in weniger als einer halben Stunde implantiert werden kann und je nach Ausstattung noch zwischen 3.000 und 4.500 Euro kostet.
Hintergrund
In Deutschland werden pro Jahr bereits mehr als 65.000 Schrittmacher neu eingesetzt (und 17.000 Austauschoperationen durchgeführt). Im Schnitt bekommen Männer mit 74, Frauen mit 77 Jahren ihren ersten Schrittmacher. Meist ist der Einsatz nötig, weil das Herz zu langsam schlägt oder der Herzschlag immer wieder aussetzt. Ein Schrittmacher kontrolliert beständig den Herzschlag und setzt bei Bedarf – vom Patienten meist unbemerkt – die notwendigen elektrischen Impulse, die für einen gesunden, regelmäßigen Herzrhythmus gebraucht werden.
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Herzschrittmacher.com
50 Jahre implantierbare Herzschrittmacher (ORF Science)
Happy Birthday: Der Herzschrittmacher wird 50! (DocCheck.com)
Von der Schuhcremedose zum Titangehäuse (WELT Online)
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Mit Quellen von: Deutsche Herzstiftung, Messe Düsseldorf (ots), pte
Foto: Deutsche Herzstiftung (Anzeige)
(ENDE) geschichtspuls/07.10.2008/mar
Die medizinische Entwicklung gerade im Bereich der Herzforschung ist gigantisch und geht mit großen Schritten vorwärts. Dadurch sind wir in der Lage, jedes Jahr mehr Menschen helfen zu können. Ein Beispiel sei nur die neue Lifeguard-Weste, die gerade in der Anfangszeit bei neu entdeckten Herzproblemen eine lebenswichtige Hilfe für den Patienten darstellt…