Kohlezechen, Eisen- und Stahlindustrie – das sind Bilder, die für das Ruhrgebiet stehen. Doch wer hätte gedacht, dass die Region auch eine dichte Burgenlandschaft ist? „Mehr Burgen gab es nirgendwo in Europa“, lautet das zentrale Ergebnis archäologischer Erkundungsflüge von Forschern de Ruhruniversität Bochum (RUB). Aus der Luft erforschten sie die Schlösser und Burgen der Region. Eine Videodokumentation der Burgenbefliegung ist jetzt online zu sehen.
Burg Blankenstein, Hattingen |
Mehr als 100 Kulturdenkmäler hat Dr. Baoquan Song vom Institut für Archäologische Wissenschaften der RUB im vergangenen Jahr aus der Luft untersucht. Die so genannte Flugprospektion bietet vielfältige Möglichkeiten, unterschiedlich erhaltene Anlagen zu beobachten und zu dokumentieren. Sie liefert nicht nur Bildmaterial aus der ungewöhnlichen Vogelperspektive zur Veranschaulichung der Lage und baulichen Besonderheiten der historischen Monumente, sondern dadurch konnten in manchen Fällen sogar Spuren von Vorgängerbauten bzw. -befestigungen aufgespürt werden.
Erschwerte Luftbildarchäologie
Das 4.435 Quadratkilometer große Ruhrgebiet stellt mit mehr als einem Drittel bebauter Fläche eine ausgedehnte Städtelandschaft dar. Nur die Übergänge zwischen den Städten sind durch eine lockere Vorortbebauung und durch landwirtschaftlich genutzte bzw. siedlungsfreie Gebiete geprägt. „Das erschwert die Flugprospektion, da wir in der Regel nur frei stehende Flächen luftbildarchäologisch untersuchen können“, erklärt Song. Dennoch lieferte diese Methode im Projekt interessante Ergebnisse und ermöglichte es, erstmals alle Burgen, Schlösser und Herrenhäuser im Ruhrgebiet vollständig zu erfassen.
Dabei ging es primär um die fotografische Dokumentation der Bauten. Die meisten Anlagen sind heute als Baumonumente noch intakt oder bereits wiederaufgebaut worden. Nur ein Teil der Objekte existiert als Bauruinen bzw. als weitgehend zerstörte Bodendenkmäler. Ziel des Projekts war, die Lage der Baumonumente und ihre architektonischen Besonderheiten zu veranschaulichen. „Dazu eignen sich insbesondere Schrägbilder“, so Song. „Sie zeigen Objekte aus einer uns beinahe gewohnten Perspektive und können im Gegensatz zu Senkrechtbildern Burgen, Schlösser und Herrenhäuser in ihrer topographischen Lage plastisch und aussagekräftig darstellen.“
Die Flugprospektion bewährte sich vor allem dann, wenn es sich um völlig zerstörte, heute eingeebnete Vorgängerbauten bzw. -befestigungsanlagen handelt und wenn die Burgenruinen im Laubwald erhalten geblieben sind.
Ausstellung „AufRuhr 1225!“
Die Funde wurden in Zusammenarbeit mit dem LWL-Museum für Archäologie – Westfälisches Landesmuseum für die Ausstellung „AufRuhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen“ dokumentiert. Eine Videodokumentation der Burgenbefliegung ist jetzt auf der Webseite des LWL zu sehen.
Die Ausstellung „AufRuhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen“ ist vom 27. Februar bis 28. November 2010 im LWL Museum für Archäologie in Herne zu sehen. Begleitend zur Ausstellung erscheint auch ein Bildband von Dr. Baoquan Song mit ausgewählten Luftbildaufnahmen von Burgen und Schlössern.
Mehr zu den Burgen im Ruhrgebiet:
Burgen und Schlösser im Ruhrgebiet (Ruhr-Guide)
Schlösser und Burgen im Ruhrgebiet (RheinRuhrFreizeit)
Liste der Burgen und Schlösser im Ruhrgebiet (uni-protokolle.de)
Quelle: Ruhr Universität Bochum
Foto: RUB / Dr. Baoquan Song
(ENDE) geschichtspuls/21.08.2009/mar