Ausstellung: Eulenspiegel – Klassiker der ostdeutschen Karikatur

By | 17. März 2008

Das Wilhelm-Busch-Museum in Hannover zeigt vom 9. März bis 1. Juni 2008 eine Ausstellung mit Arbeiten von elf Zeichnern der Satirezeitschrift „Eulenspiegel“. Präsentiert werden „Klassiker“, die „über ihren historischen Anlass hinaus nicht an Aktualität verloren haben, mit witzigen Einsichten weiterhin kurzweilige Unterhaltung bieten und für gegenseitiges Verständnis in Ost und West sorgen“.

Insgesamt handelt es sich um mehr als 250 Blätter aus fünf Jahrzehnten, wobei alle Karikaturen im „Eulenspiegel“ veröffentlich wurden. Sie dokumentieren nach Angaben des Museums nicht nur ein Stück DDR-Alltag, sondern auch die politische Wende in der DDR und das Hineinwachsen in ein anderes Gesellschaftssystem.
Kleiner Rückblick:
Das Satire- und Humorblatt „Eulenspiegel“ wurde im April 1946 von der sowjetischen Militäradministration als Wochenzeitung ins Leben gerufen – damals noch unter dem programmatischen Namen „Frischer Wind“. Die Umbenennung erfolgte im April 1954, zeitgleich mit dem Wechsel vom Zweifarben-Offsetdruck zum Vierfarben-Tiefdruck.
Das einzige Satireblatt der DDR kommentierte mit Karikaturen und satirischen Texten die Jahre des real existierenden Sozialismus. Im zentral geführten Pressesystem der DDR war dem Magazin ein klarer Auftrag zugewiesen: gedämpfte Kritik, maßvolle Satire im Rahmen der Gesetze – und bloß keine Politikerkarikaturen. Die Gratwanderung zwischen Ventilfunktion und den staatlichen Vorgaben wurde streng kontrolliert: Schlugen die Autoren in einer Ausgabe zu sehr über die Strenge, wurde schon mal die gesamte Auflage eingestampft.
Sehr beliebt war unter anderem die vierwöchig erscheinende Kolumne „Funzel“, verantwortet vor allem durch den „Eulenspiegel“-Autor Johannes Conrad (auch als „Woody Allen des DDR-Humors“ bekannt“). Die besondere Beliebtheit der „Funzel“-Seite ist sicherlich auch in der regelmäßigen Abbildung einer nackten Frau zu suchen. Die Aktfotografien wurden wie bei den „Seite-3-Girls“ westlicher Boulevard-Zeitungen von einer humorvollen Unterschrift begleitet.
Die Auflage der Satirezeitschrift war auf 500.000 Exemplare limitiert. Recht viel für ein kleines Land wie die DDR, aber trotzdem nicht genug. Gerne wird noch heute von Abonnements berichtet, die nach Todesfällen an die nächste Generation vererbt wurden. Nach Wendezeit, Gründung einer eigenen GmbH und Umstellung auf monatliche Erscheinungsweise hat sich die Auflage heute bei rund 110.000 stabilisiert.
Eulenspiegel – Klassiker der ostdeutschen Karikatur
Ausstellung im Wilhelm-Busch-Museum Hannover vom 9. März bis 1. Juni 2008, geöffnet jeweils Dienstag bis Freitag 11 bis 17 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertage 11 bis 18 Uhr.
Der „Eulenspiegel“ im Internet

Quelle: Wilhelm-Busch-Museum, Eulenspiegel
(ENDE) ddr-geschichtsblog/17.03.2008/mar