Virtuelle Ausstellung: Beobachtungen – Der Parlamentarische Rat 1948/49

By | 17. September 2008

Faszination Demokratie: Neugierig blickten die Zuschauer am 1. September 1948 durch die Fenster der Pädagogischen Akademie in Bonn. Der Parlamentarische Rat, der das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland erarbeiten sollte, trat zu seiner ersten Sitzung zusammen. Die Fotografin Erna Wagner-Hehmke hielt diese Szene im Bild fest. Mit rund 1.200 Fotos entstand die umfassendste fotografische Dokumentation zur Arbeit der „Mütter und Väter des Grundgesetzes“. Aus dieser Sammlung präsentiert das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland jetzt in einer Internet-Ausstellung eine Auswahl von 250 Motiven.

Pädagogischen Akademie
Aula der Pädagogischen
Akademie während
der Konstituierung
Aulablick
Gespannte Blicke in die Aula
der Pädagogischen Akademie
Erna Wagner-Hehmke
Erna Wagner-Hehmke

Ergänzt wird die virtuelle Schau „Beobachtungen. Der Parlamentarische Rat 1948/49 – Fotografien von Erna Wagner-Hehmke“ durch Biografien und 20 Stunden Tonbeiträge aus dem Archiv des Deutschen Rundfunkarchivs. Zudem ist das Internetprojekt mit den öffentlich zugänglichen Datenbanken des Hauses der Geschichte verknüpft und gibt damit vertiefende Informationen zu Literatur und weiteren Objekten. Bis zum 5. Oktober 2008 ist darüber hinaus im Bonner Haus der Geschichte eine Auswahl von 60 „realen“ Fotos in einer Präsentation zu sehen. „Die Ausstellung ermöglicht einen lebendigen Zugang zu den entscheidenden Weichenstellungen auf dem Weg zur Bundesrepublik Deutschland“; erläuterte der Präsident der Stiftung, Prof. Dr. Hans Walter Hütter.
Nur rund 2.500 Fotografien sind insgesamt über die Arbeit des Parlamentarischen Rates dokumentiert, etwa die Hälfte stammt von Erna Wagner-Hehmke. Mit Ihrer Partnerin Anne Winterer führte sie ab 1925 in Düsseldorf ihre „Lichtbildwerkstatt“. Wagner-Hehmke spezialisierte sich auf Porträt- und Sachaufnahmen sowie Industrie- und Werbefotografie. Von Hermann Wandersleb, dem Leiter der Düsseldorfer Landeskanzlei, erhielt sie 1948 den Auftrag, die Arbeit des Parlamentarischen Rates zu dokumentieren.

Aulablick
Ausstellungsplakat

In der Öffentlichkeit bekannt sind nur wenige ihrer Fotos zur Entstehung des Grundgesetzes: der Festakt zur Eröffnung im Museum Alexander Koenig, Konrad Adenauer bei der Unterzeichnung des Grundgesetzes, die vier „Mütter des Grundgesetzes“ Helene Wessel (Zentrumspartei), Helene Weber (CDU), Friederike Nadig und Elisabeth Selbert (beide SPD). Wagner-Hehmke fotografierte aber nicht nur die Abgeordneten. Ihr fotografischer Blick galt ebenso der Arbeit hinter den Kulissen: den Sekretärinnen, den Fahrern und dem Umbau der Pädagogischen Akademie zum Bundeshaus.
Das Haus der Geschichte übernahm Ende der 1980er Jahre einen Bestand von 4.000 Fotografien von Erna Wagner-Hehmke in seine Sammlungen. Zum 60. Jahrestag der Eröffnung des Parlamentarischen Rates wurden alle 1.200 Bilder zu diesem Thema zusammengestellt und digitalisiert.
„Beobachtungen. Der Parlamentarische Rat 1948/49 – Fotografien von Erna Wagner-Hehmke“, eine Ausstellung im Bonner Haus der Geschichte vom 2. September bis 5. Oktober 2008

Mit Quellen des Bonner Hauses der Geschichte
Bilder: Bonner Haus der Geschichte / Erna Wagner-Hehmke, Plakat von Langzeitwirkung / Rabea Hashagen
(ENDE) geschichtspuls/17.09.2008/mar