Emigrationswelle

Deutsche in Amerika: 300 Jahre Massenauswanderung in die USA

By | 5. Mai 2009
Piefke in Amerika - Deutsche Massenauswanderung in die USA
Piefke in Amerika…

Vor 300 Jahren war die Region zwischen Landau und Neuwied Schauplatz der ersten deutschen Massenauswanderung in das koloniale Nordamerika. Rund 13.000 Menschen flüchteten 1709 nach einem Hungerwinter aufgrund von Missernten, Kriegsverwüstungen und hoher Besteuerung nach England, in der Hoffnung, in den englischen Kolonien eine neue Heimat zu finden. Insgesamt wanderten vom späten 17. Jahrhundert bis zur heutigen Zeit weit über eine halbe Million Menschen aus dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz nach Nordamerika aus. Kaum eine andere Region Mitteleuropas hat eine im Verhältnis zu ihrer Bevölkerung gleich hohe Auswanderungsquote aufzuweisen.
Die meisten der Auswanderer siedelten in Pennsylvania, wo sie gemeinsam mit zahlreichen später Ankommenden aus dem pfälzischen Raum das größte deutschsprachige Ansiedlungsgebiet im kolonialen Amerika gründeten. Wenig verwunderlich, dass „Palatine“, das englische Wort für Pfälzer, lange Zeit als Synonym für alle Einwanderer aus deutschen Landen galt. Ebenso erstaunt es nicht, dass der pfälzische Dialekt die wesentliche Grundlage für das Pennsylvanisch-Deutsch bildete – die einzige europäische Sprache, die neben Englisch und Spanisch seit über zwei Jahrhunderten in den USA gesprochen wird.

Schiffs-Contrakt für Auswanderer
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Aus Anlass des 300. Jahrestages des Beginns der ersten deutschen Massenauswanderung nach Nordamerika hat die Atlantische Akademie Rheinland-Pfalz eine Veranstaltungsreihe zusammengestellt. Sie umfasst unter anderem zwei Fachtagungen in Kaiserslautern (Pfälzer in Amerika, 12.-13. Juni 2009) und Mainz (Cross-Cultural Contacts and Conflicts, 7.-10 Oktober 2009), eine zwölfteilige Vortragsreihe sowie eine Ausstellung. Letztere ist vom 29. April bis 2. August 2009 in Kaiserslautern (Theodor-Zink-Museum) sowie vom 24. August bis 11. Oktober 2009 im Museum Alzey zu sehen.
Das Gesamtprospekt für die Veranstaltungsreihe gibt es bei der Atlantischen Akademie: Aufbruch nach Amerika. 1709-2009 – 300 Jahre Massenauswanderung aus Rheinland-Pfalz (.pdf-Datei). Passend dazu ist auch bereits Band 16 der Atlantischen Texte erschienen: Die Auswanderung nach Nordamerika (108 Seiten, 5,00 Euro)
Mehr zur Auswanderung nach Amerika:
Ausstellung: 300 Jahre Auswanderung nach Amerika (Yahoo News)
Hollandgänger, Amerika-Auswanderer, Heringsfänger (Hintergründe zur deutschen Auswanderung mit zahlreichen zeitgenössischen Schilderungen und Bildern)
Good Bye Bayern, Grüß Gott Amerika (Amerika-Auswanderung in Bayern – Web-Präsentation des Hauses der Bayrischen Geschichte mit zahlreichen weiteren Links)
The Germans in America (The Library of Congress)
Deutsch-Pennsylvanisches Privatarchiv (Mehr zum Pennsylvaniadeutsch)
Deutsche Auswanderer-Datenbank (Historisches Museum Bremerhaven)
Datenbank zu ausgewanderten Vorfahren (Brigham Young-Universität – interessant besonders für Genealogen)

Quelle: Atlantische Akademie Rheinland-Pfalz, Universität Mainz
Bild: Referat Kultur der Stadt Kaiserslautern
(ENDE) geschichtspuls/05.05.2009/mar

8 thoughts on “Deutsche in Amerika: 300 Jahre Massenauswanderung in die USA

  1. Helmut Schmahl

    Zur Ausstellung ist ein Begleitband erschienen.
    Marlene Jochem (Hrsg.): Aufbruch nach Amerika 1709-2009: 300 Jahre Massenauswanderung aus Rheinland-Pfalz, Kaiserslautern 2009 (Schriftenreihe des Theodor-Zink-Museums, Heft 17), ISBN 978-3-936036-25-1. Das reich bebilderte Werk kostet ca. 14 Euro.
    Beiträge:
    Grußwort (Ministerpräsident Kurt Beck) 5
    Zu Ausstellung und Begleitband: (Marlene Jochem, Eva Heller-Karneth, Rainer Karneth) 7
    Die deutsche und rheinland-pfälzische Nordamerikaauswanderung im 18. und 19. Jahrhundert. Ein Überblick (Helmut Schmahl) 9
    „…in der edlen Illusion, doch noch eine feste Schanze der Freiheit gerettet zu haben!“ Politisch motivierte Auswanderung aus Deutschland und dem heutigen Rheinland-Pfalz im 19. Jahrhundert (Steffen Wiegmann) 37
    Vom Westerwald nach Milwaukee. Die Auswanderung Heinrich Georgs im Jahr 1852 (Cornelius Neutsch) 42
    Auswanderungsagenten (Barbara Schuttpelz) 49
    Die jüdische Emigration in die USA nach 1933 am Beispiel der Pfalz (Roland Paul) 55
    „Die Ersten litten große Not, die meisten Zweiten holte ein früher Tod und erst die Dritten fanden Brot“. Das Bild des pfälzischen Auswanderers in der landeskundlichen Literatur von 1850 bis heute (Sarah A. Sternal) 63
    Narrhalla-Marsch in der Neuen Welt (Matthias Dietz-Lenssen) 73
    Die Auswanderung aus Nachkriegsdeutschland (Alexander Freund) 81
    Zur Geschichte und Zukunft des Pennsylvaniadeutschen in den USA (Michael Werner) 93
    Lebensbilder:
    Samuel Adler (1809–1891) und Felix Adler (1851–1933) (Gerhard Holzer) 100
    August Belmont (1813 Alzey – 1890 New York) (Gerhard Holzer) 103
    Carl David Weber (1814–1881), ein bedeutender Pfälzer im amerikanischen Westen (Roland Paul) 107
    Konrad Krez (1828–1897) (Michael Martin) 109
    Julius Dauber (1831–1879), ein Rückwanderer (Roland Paul) 110
    Sebastian Walter (1848 –1922): Pionier des Emaillierhandwerks in Amerika und Wohltäter seiner Heimatgemeinde (Helmut Schmahl) 112
    Thomas Nast (1849–1903) (Michael Martin) 116
    Auswahlbibliografie 119
    Autorenverzeichnis 126
    Impressum 128

  2. Alex Zander

    Moin Marvin!
    Jakob oder Wilhelm Grimm schreibt in seinem Vorwort zu den Grimmschen Hausmärchen (1857), dass zu ihren begeisterten Lesern auch deutsche Auswanderer in Pennsylvania gehörten:
    „Wo noch gesicherte, herkömmliche Ordnung und Sitte des Lebens herrscht, dauern sie (die Sagen und Märchen) fort: die besten habe ich von Bauern vernommen, und ich weiß, dass dies Buch von ihnen mit der größten Freude ist gelesen, ja im eigentlichen Sinne vergriffen worden; selbst bei den schon lange dem Vaterland entfremdeten Deutschen in Pennsylvanien hat sich noch Empfänglichkeit dafür gezeigt.“
    Es bleibt noch darauf hinzuweisen, dass es dank der Wikipedia auf Pennsylvania Dutch (http://pdc.wikipedia.org/wiki/Haaptblatt) den Sprechern dieser Sprache auch heute noch möglich ist, ihre „Muddersprooch“ und Kultur weiterzugeben und zu konservieren.
    „Sprache ist Heimat.“ (Wilhelm von Humboldt)

  3. Mark

    Die Sprache ist Heimat macht einen Sinn in vollem Umfang im Jahr 2006, als ich meine Familie in Chicago besucht habe. Die einzige Person, die in der Lage war, meine Muttersprache zu sprechen, war mein Großvater Vetter. Er war nicht fließend, aber es war über 55 Jahre her, seit er zuletzt sprach. Es war ein sehr sentimentaler Moment.

  4. Edgar Benz

    DIeses Thema fasziniert mich. Ich habe auch Vorfahren die ausgewandert waren. Leider hatten meine Eltern nie den Kontakt gesucht. Freunde von mir sind ausgewandert und versuchen ihre Kultur und die Sprache zu erhalten. Auch den Kontakt zur „alten Heimat“. Wer weiss, zu was das gut ist?

  5. Heike Stopp

    Interessant wäre doch mal die Frage, wie es den nachfolgenden Generationen in Amerika erging. Und ob auch heute noch deutsche Traditionen in diesen Familien zu finden sind.

  6. Thomas Schmidt

    Die Staaten waren für junge Auswanderer schon immer attraktiv …
    In Folgendem habe ich ein Geschichtsthema aufgeworfen:
    “Das Gold der Sierra Nevada“ ist ein historischer Abenteuerroman zum
    kalifornischen Goldrausch 1848-54. Es ist der Versuch, Jack London oder
    Friedrich Gerstäcker wieder lebendig werden zu lassen. AAVAA-Verlag Berlin,
    2012.
    Kurze Zusammenfassung:
    Torgau – 1850. Ernst Richter und Walter Münch fassen den Entschluss, nach
    Kalifornien auszuwandern. Dort wollen sie nach Gold schürfen. Dies ist mit der
    wirtschaftlichen Armut in Deutschland nach der 1848er Revolution begründet, aber
    auch mit der Jagd nach dem Abenteuer. Im Mittelpunkt steht der kalifornische
    Goldrausch – die Kunde von bedeutenden Goldfunden hat Deutschland erreicht.
    Trotz Widerstand in den Elternhäusern halten die jungen Männer an ihrem Plan
    fest. Am 10. April des Jahres fahren sie mit einem Dampfschiff über die Elbe
    nach Hamburg. Ein Frachter, der Route New Orleans nimmt sie an Bord. Für die
    Überfahrt setzen sie den größten Teil ihrer Ersparnisse. In New Orleans
    angekommen, schlagen sie sich nach Houston/Texas durch. Dort beginnt die Reise
    per Treck – ein gefahrvolles Unternehmen auf zweitausend Meilen. Ziel sind die
    Sierra Nevada und die Flussniederungen des Sacramento …
    Der Roman wurde nach wahren Begebenheiten gestaltet. In einer Geschichtschronik
    sind jene Torgauer Familien namentlich festgehalten, die nach Kalifornien
    auswanderten …
    Hier wird auch der guten Beziehung zwischen deutschen Einwanderern und den
    Amerikanern im 19. Jahrhundert gedacht. (Recherchen bzw. Auswandererbriefe,
    persönliche Kontakte in die Staaten)
    „The gold of the Sierra Nevada” is a historical adventure novel to the
    Californian golden fever in 1848-54. It is the attempt(experiment) to revive
    Jack London or Friedrich Gerstäcker. Publishing company AAVAA of Berlin, in 2012
    Summary
    Torgau – In 1850. Two young(new) men want to emigrate to California to look for
    gold. Reason is the economic poverty in Germany after the 1848th revolution,
    however, also adventurousness. The information of important golden findings has
    reached(achieved) Germany. In spite of opposition in the parental homes the men
    explain(carry out) her(their) plan. On the 10th of April they go with a
    steamboat over the Elbe to Hamburg. A freighter(freight haulier), the route New
    Orleans takes them(her) aboard. For the crossing they put(place) the biggest
    part of her(their) savings. Come in New Orleans, they fight through to Houston /
    Texas. There the trip begins by trail – a perilous enterprise on 2000 miles. Aim
    are the Sierra Nevada and the river depressions of Sacramento …

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