Die Juden und die Pest in Erfurt

By | 19. November 2009

Kurz notiert: Wissenschaftler der Universität New York haben eine Erklärung gefunden, warum die jüdischen Bürger Erfurts 1349 von der Pest weitgehend verschont worden sind. Wie das Magazin GEO in seiner Dezember-Ausgabe berichtet, erreichte die Seuche ihren Höhepunkt im Frühjahr, etwa zur Zeit des Passahfestes. Zu dieser Gelegenheit entfernten die Juden traditionell alles Getreide und alle Getreideprodukte aus ihren Wohnungen. Durch die Reinheitsvorschrift aber fanden Ratten, die Überträger der Pest, keine ausreichende Nahrung mehr und verließen die Häuser der Juden.

Dass der mittelalterliche Schwarze Tod die jüdische Bevölkerung aussparte, wurde der ersten jüdischen Gemeinde in Erfurt laut GEO dennoch zum Verhängnis. Wie schon in anderen Städten beschuldigte man die Juden, die Seuche zu verbreiten. Eine aufgebrachte Menge sei schließlich brandschatzend und mordend durch Erfurt gezogen. 3.000 Juden seien in ihren Häusern verbrannt, mehr als 100 habe man auf den Straßen totgeschlagen.
Nach dem Pogrom am 21. März 1349 eignete sich die Stadt Grundstücke und zurückgelassene Besitztümer ihrer ehemaligen jüdischen Bürger an. Doch schon kurze Zeit später siedelten sich erneut jüdische Familien in Erfurt an. 1357 wurde durch die Stadt auch eine neue Synagoge errichtet. Doch das gemeinsame Miteinander währte nicht lange: 1454 – genau ein Jahrhundert nach der Wiederansiedlung der zweiten jüdischen Gemeinde – wurden die Juden erst durch die Bürger der Stadt und dann 1458 durch den Mainzer Erzbischof bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts aus Erfurt vertrieben.
Siehe hierzu auch: Jüdische Gemeinden in Erfurt (Erfurt.de)

Quelle: GEO/Gruner+Jahr, Erfurt.de
(ENDE) geschichtspuls/19.11.2009/mar

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