Deutsches Langzeitgedächtnis

Schatzkammer Barbarastollen: Seit 35 Jahren Sicherung von deutschem Kulturgut

By | 22. Oktober 2010

Die Schatzkammer Deutschlands befindet sich in einem Stollen in der Nähe von Freiburg. In dem unterirdischen Archiv werden Dokumente aus mehr als tausend Jahren Geschichte sicher aufbewahrt. Seit 35 Jahren dient der so genannte Barbarastollen als „Zentraler Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland“. Am 23. Oktober 1975 wurden die ersten fotografierten Dokumente von hoher national- und kulturhistorischer Bedeutung eingelagert. Mittlerweile sind es etwa 881 Millionen Einzelaufnahmen.
Blick in den Barbarastollen bei Freiburg Der Barbarastollen im Schwarzwald, ein Tunnel des stillgelegten Schauinsland-Bergwerks bei Oberried, steht als einziges Objekt in Deutschland unter Sonderschutz nach der Haager Konvention. In 400 Metern Tiefe befindet sich die Lagerstätte mit dem fotografierten Langzeitgedächtnis, einer der hierzulande bestgeschützten Orte. Dort werden in über 1.450 Behältern die Stationen deutscher Geschichte für die Nachwelt deponiert, gebannt auf Mikrofilm. „Vielleicht betrachten die Menschen in ferner Zukunft unsere Dokumente genauso staunend wie wir die Höhlenzeichnungen der Steinzeitmenschen“, heißt es dazu bei dem für den Barbarastollen zuständigen Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn.
Die Bandbreite der hier lagernden historischen Dokumente reicht von der Krönungsurkunde Ottos des Großen aus dem Jahr 936 über Handschriften von Goethe und Schiller bis zum Vertragstext des Westfälischen Friedens von 1648. Auch aus dem eingestürzten Historischen Archiv der Stadt Köln befinden sich hier mehr als zehn Millionen Mikrofilm-Aufnahmen.
Damit die historischen Dokumente auch wirklich lange erhalten bleiben, werden sie in 78 Zentimeter hohen und 122 Kilogramm schweren Edelstahl-Behältern aufbewahrt. Diese werden in zwei 50 Meter langen und drei Meter hohen Lagerstollen auf doppelstöckigen Regalen abgestellt. In jedem der mit einer Kenn-Nummer versehenen Fässer befinden sich rund 24.000 Einzelaufnahmen, seit kurzem auch als farbige Bilder. Insgesamt sind es mittlerweile mehr als 29.000 Kilometer Mikrofilme, die Jahrhunderte später eine Zeitreise in die deutsche Kultur-Geschichte ermöglichen. Die Gesamtzahl der erstellten Aufnahmen im Zeitraum bis März 2010 beträgt 881 Millionen.
In den luftdicht verschlossenen Behältern wird durch vorherige Klimatisierung ein staub- und schadstofffreies Mikroklima von 35 Prozent relativer Luftfeuchte und 10 Grad Celsius erzeugt. Unter diesen Bedingungen ist das Filmmaterial für mindestens 500 Jahre ohne Informationsverlust lagerfähig, länger als mit jedem anderen aktuell bekannten Speichermedium. Auch später einmal sollen somit Licht und eine Lupe reichen, um das Langzeitgedächtnis der Deutschen zu entschlüsseln.

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Quelle: BBK, ThyssenKrupp, zudem siehe Links
(Ende) geschichtspuls/22.10.2010/mar