Rudi Dutschke war eine maßgebliche Figur der 68er-Bewegung, die das Gesicht der Bundesrepublik entscheidend mitgeprägt hat. Am 7. März 2010 wäre er 70 Jahre alt geworden. Am Dienstag, 27. April 2010, 20.15 Uhr, zeigt das ZDF das Doku-Drama „Dutschke“, das sich mit dem Leben des charismatischen Revolutionärs auseinandersetzt.
Der Film setzt mit dem Jahr 1964 ein und beschreibt die Zeit, in der Dutschke – 1940 im brandenburgischen Schönefeld geboren und 1961 kurz vor dem Mauerbau nach West-Berlin übergesiedelt – zur zentralen Figur der 68er-Bewegung aufstieg und ihr maßgebliches Sprachrohr wurde, bis ihn am 11. April 1968 der Hilfsarbeiter Josef Bachmann mit drei Kugeln niederschoss. Auch die danach beginnende Phase des Exils – Italien, England und später Dänemark – und seine langwierige Genesung bis hin zu den ersten öffentlichen Auftritten in den siebziger Jahren wird behandelt.
Regisseur Stefan Krohmer und Autor Daniel Nocke – die beide der Nach-68er-Generation angehören – erzählen die Lebensgeschichte Rudi Dutschkes in Form eines dokufiktionalen Films. Er ist gekennzeichnet durch die Verbindung von Interviewpassagen und inszenierten Szenen, welche die entscheidenden Stationen seines Lebensweges nachzeichnen. Gretchen Dutschke, deren Biographie „Wir hatten ein barbarisches, schönes Leben“ die Grundlage für das Projekt bildet, war für den Film als Beraterin tätig. Der Film wurde 2009 auf dem Münchner Filmfest mit dem Goldenen Gong ausgezeichnet. In den Hauptrollen sind Christoph Bach als Rudi Dutschke, Emily Cox als Gretchen Dutschke, Pasquale Aleardi als Gaston Salvatore und Matthias Koeberlin als Bernd Rabehl zu sehen.
Weggefährte kritisiert Film als „oberflächlich“
Heftige Kritik am ZDF-Film „Dutschke“ hat der Freund und Wegbegleiter des Studentenführers, Milan Horacek, geäußert: Das Doku-Drama bleibe „erschreckend oberflächlich und primitiv“ bei der Einordnung der politischen Bedeutung Rudi Dutschkes für die Bundesrepublik. Dutschke werde heute in der öffentlichen Wahrnehmung weitgehend auf sein Engagement als Studentenführer reduziert. Und diesen Fehler mache auch der Film.
Laut Horacek sei Dutschkes politische Arbeit nach 1973 aber genauso wichtig gewesen. Dutschke habe maßgeblich daran mitgewirkt, „dass sich Linke, Umwelt-, Anti-Atomkraft- und Friedensaktivisten sowie Feministinnen zusammen taten und schließlich die Grünen gründeten“. Dutschke sei auch zum Gründungskongress der Grünen 1980 als Delegierter nominiert gewesen. Jedoch starb er drei Wochen vorher an den Spätfolgen des Attentats von 1968. Andernfalls wäre er „sicher eines der prägenden Gesichter der Partei geworden“, so Horacek, der selbst Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen ist.
Mehr zum Film „Dutschke“:
Doku im ZDF: Der Versuch, Rudi Dutschke zu entziffern (Hamburger Abendblatt)
Die Eifersucht der Revolutionäre (WELT Online kritisiert Manipulationen im Film, unter anderem bei der Darstellung der „BILD-Hetze“ gegen Dutschke – siehe dazu wiederum: WELT entlarvt: „Dutschke“-Film ist Film! bei Stefan Niggemeier)
ZDF-Film über Rudi Dutschke: Bloß keine Heldengeschichten (Frankfurter Rundschau im Interview mit Regisseur Stefan Krohmer und Hauptdarsteller Christoph Bach)
Quelle: ZDF
(Ende) geschichtspuls/26.04.2010/mar