Ob „Herrengedeck“ oder „Kumpeltod“, „Stierblut“ oder „Rosenthaler Kadarka“, „Wilthener Goldkrone“ oder „Nordhäuser Doppelkorn“ – in zahlreichen Erinnerungen an die DDR spielt der Alkoholgenuss eine große Rolle. Dieser wird (bzw. wurde schon in Westdeutschland) oftmals darauf zurückgeführt, dass sich die „Ossis“ ihre Realität schön trinken wollten und die Staatsführung ihre unzufriedenen Bürger mit Alkohol ruhig zu stellen hoffte. Mit derartigen Stereotypen setzt sich jetzt eine Ausstellung im Stadtmuseum Jena auseinander.
Ob Geburtstagsfeier oder Brigadeversammlung, bei geselligen Veranstaltungen durfte der Schnaps nicht fehlen. Rein statistisch trank jeder DDR-Bürger 1988 mehr als 16 Liter Weinbrand, Klaren und Likör – also im Schnitt 23 Flaschen „harter Sachen“ pro Kopf. Wenig verwunderlich, dass die kleine Republik im internationalen Vergleich eine Spitzenposition beim Verbrauch harter Alkoholika belegte. Gleichzeitig war der Alkoholkonsum in der DDR nicht negativ besetzt und wurde auch von der Parteiführung bis in die 80er Jahre hinein nicht thematisiert.
Warum das so war, damit beschäftigt sich die Ausstellung „Trink|KULTUR in der DDR“. Neben den Hintergründen für den Alkoholkonsum, Trinksitten sowie Anlässen und Orten des meist geselligen Trinkens hinterfragt die Ausstellung auch die staatliche Alkoholpolitik und den gesellschaftlichen Umgang mit dem Thema „Alkoholsucht“. Zum Rahmenprogramm der Ausstellung gehört neben Vorträgen auch ein Präventionsworkshops zum Thema Alkohol.
„Trink|KULTUR in der DDR“, Ausstellung im Stadtmuseum „Göhre“ in Jena, zu sehen vom 6. Juli bis zum 7. Oktober 2012. Weitere Informationen zur Ausstellung und den Öffnungszeiten des Museums gibt es auf der Webseite der Stadt Jena.
Mehr zur Ausstellung:
- Ausstellungsmacher: „Es wurde anders getrunken in der DDR“ (jenapolis.de)
- Neue Ausstellung: DDR-Bürger waren Weltmeister im Schnapskonsum (insuedthueringen.de)
- Kleine Fotogalerie: Trinkkultur in der DDR (LVZ online)
- Stadtmuseum zeigt Ausstellung zur Trinkkultur der DDR (Video-Beitrag auf jenatv.de)
Quelle: Stadt Jena, zudem siehe Links
(Ende) geschichtspuls/16.07.2012/mar