Vor 60 Jahren, am 18. November 1948, trat das KfW-Gesetz in Kraft. Wenige Wochen später nahm die KfW Bankengruppe – damals noch unter ihrem alten Namen Kreditanstalt für Wiederaufbau – die Fördertätigkeit auf. Ihre Anfänge sind eng verbunden mit dem „Marshallplan“ (European Recovery Program – ERP) zum Wiederaufbau Europas. In den sechs Jahrzehnten ihres Bestehens haben sich die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verändert – und damit zugleich Aufbauorganisation und Förderaufgaben der KfW.
Ausgestattet mit einem Eigenkapital von einer Million Mark und Mitteln aus dem Marshallplan sollte die KfW den Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft unterstützen. Höchste Förderpriorität hatte dabei in der Nachkriegszeit der Wohnungsbau zur Beseitigung der Wohnungsnot. Immerhin glich Deutschland zum Ende des Zweiten Weltkrieges vielerorts eine Trümmerlandschaft: Ein Viertel des Wohnungsbestandes und mehr als ein Fünftel aller Industrie- und Gewerbebetriebe waren zerstört; acht Millionen deutsche Vertriebene und Flüchtlinge lebten allein in den drei westlichen Besatzungszonen.
Hamburg nach der Bombardierung 1943 (1) |
Werbeposter für den Marshallplan (2) |
Mit zinsgünstigen Krediten unterstützte die KfW die Instandsetzung Tausender zerstörter Häuser und Wohnungen. Allein 1950 wurden so 350.000 Wohnungen mit einem Kapitalaufwand von 1,84 Milliarden Euro (3,6 Milliarden DM) fertig gestellt – woran die KfW mit einer Finanzierungsquote von zwölf Prozent beteiligt war. Erst mit der Wiedervereinigung sollte die Wohnungsbauförderung wieder einen ähnlich hohen Stellenwert erreichen. Dabei wurden allein bis 1997 in den neuen Bundesländern mit Hilfe der KfW rund 3,2 Millionen Wohnungen modernisiert – das entsprach rund der Hälfte der Wohnungen, die es zur Wendezeit in der DDR gab.
Exportfinanzierung und Mittelstandsförderung
Zu den Kunden der ersten Stunde gehörten zudem auch Großbetriebe, vor allem aus den Bereichen Bergbau, Elektrizitätserzeugung und später auch Stahlindustrie. So halfen die KfW-Kredite unter anderem mit, die Engpässe in der Energieversorgung schnell zu beheben. Ergänzend dazu übertrug das zweite KfW-Änderungsgesetz der Bank 1950 die Export- und Projektfinanzierung. Dem lag die Überzeugung zugrunde, dass der Export von Industrieanlagen volkswirtschaftlich besonders wichtig und förderungswürdig sei. Und da private Geschäftsbanken zu dieser Zeit in erster Linie kurzfristige Kredite vergaben, fehlten den deutschen Anlageexporteuren geeignete Finanzierungsmöglichkeiten.
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Zur Mitte der 1950er Jahre waren die Not- und Hungerjahre der Nachkriegszeit überwunden; der Wiederaufbau konnte im Wesentlichen als bewältigt bezeichnet werden. In der Folge richtete sich das Augenmerk der KfW auf neue Aufgabenfelder. Eines davon war die Mittelstandsfinanzierung, die noch heute zu ihrem Kerngeschäft gehört. Dabei verschob sich der Fokus der Fördermaßnahme zunehmend von Infrastrukturprojekten und den Grundstoffindustrien in Richtung verarbeitende Industrie, Handel und Handwerk. Besondere Bedeutung gewann die Förderung des Mittelstandes dann in den 70er Jahren, als die erste große Energiekrise weltweit zu wirtschaftlichen Verwerfungen führte.
Die Erfahrungen, die beim Strukturwandel der Wirtschaft in den nächsten beiden Jahrzehnten gewonnen wurden, waren nach der Wende beim Aufbau Ost gefragt. Während der acht Jahre nach dem Mauerfall erhielten 65.000 Unternehmen in den neuen Ländern für ihre Investitionen KfW-Kredite im Volumen von insgesamt über 50 Milliarden DM. (Heute gehören laut KfW-Angaben 99 Prozent aller Betriebe in Ostdeutschland zum Mittelstand.)
Entwicklungshilfe
„Gründungsväter“ der KfW Hermann Josef Abs und Dr. Otto Schniewind (3) |
Seit Anfang der 60er Jahre wurde die KfW im Bundesauftrag auch vermehrt im Ausland tätig. Dabei standen zunächst große Infrastrukturprojekte – insbesondere in den Bereichen Energieversorgung, Verkehr und Bewässerung – im Vordergrund. Ab den 1970er Jahren konzentrierte sich die Entwicklungshilfe dann stärker auf Maßnahmen zur unmittelbaren Armutsbekämpfung. Ihr eigenes Beispiel vor Augen, vergab die KfW nun verstärkt Kredite an Entwicklungsbanken, um die einheimische Wirtschaft bei ihren Investitionen zu unterstützen. Im Übrigen stand die „Kapitalhilfe an Entwicklungsländer“ auch unter dem Einfluss des Kalten Krieges: Teilweise orientierten sich manche Projektentscheidung an politischen Vorgaben, wie die KfW in ihrer Chronik einräumt.
Umwelt- und Klimaschutz
Neben der Mittelstandsförderung unterstützte die KfW bereits in den 50er und 60er Jahren ökologische Schutzmaßnahmen für Wasser- und Landwirtschaft. Damals sprach noch niemand explizit vom Umweltschutz. Vielmehr ging es vorrangig um die Beseitigung von ökologischen Schäden im kommunalen Bereich. Als in den 80er Jahren das Umweltbewusstsein wuchs, konnte die KfW auch Betriebe als Kunden für ihre Umweltprogramme gewinnen. Nach der Wende stellte die KfW dann erhebliche Mittel bereit, um insbesondere die Umweltschäden in den Chemie- und Braunkohlerevieren der neuen Bundesländer zu beseitigen.
Verkündung des KfW-Gesetzes im Gesetzblatt vom 18. November 1948 (Auszug) (4) |
Heute richtet sich der Fokus der Umwelt- und Klimaschutzförderung unter anderem auf die Förderung erneuerbarer Energien sowie den Wohnbau. Mit der 2006 im Wohnbaubereich gestarteten Förderinitiative zur energetischen Sanierung wurde allein durch die in den Jahren 2006 und 2007 angestoßenen Investitionen eine dauerhafte Reduzierung des CO² Ausstoßes um jährlich 1,6 Millionen Tonnen erreicht.
Im Jubiläumsjahr kaum Grund zum Feiern
Insgesamt hat die KfW in den 60 Jahren ihres Bestehens – nach heutigem Umrechnungskurs – fast eine Billion Euro als Darlehen in rund 30 verschiedenen Währungen in Deutschland und der Welt vergeben, wie der amtierende Vorstandsvorsitzende der Bankengruppe, Ulrich Schröder, zum Jubiläum erklärte. Zu diesem Anlass wird er sich im Übrigen wohl auch ein schöneres Umfeld gewünscht haben: Denn leider ist die KfW, die dem Bund (80 Prozent) und den Ländern (20 Prozent) gehört, in den vergangenen Monaten stark unter Druck geraten: Allein die Fast-Pleite der Mittelstandsbank IKB belastete das Institut als damalige Mehrheitseigentümerin mit rund zehn Milliarden Euro. Es folgten eine peinliche Überweisung von 320 Millionen Euro an die US-Investmentbank Lehman Brothers am Tag ihres Insolvenzantrags sowie der Verlust weiterer 200 Millionen Euro durch Geschäfte mit isländischen Staatsanleihen…
Mehr zur KfW:
kfw.de – Unsere Geschichte.
60 Jahre KfW: Staatsbank betont Fördergeschäft (ZEIT Online)
KfW: Geburtstag in tiefster Krise (Handelsblatt)
Pannenserie zum Geburtstag: Die KfW wird 60 (n-tv.de)
Quelle: KfW Bankengruppe, ZEIT Online
Bilder: (1)+(2) via wikipedia, (3)+(4) Konzernarchiv KfW Bankengruppe
(ENDE) geschichtspuls/19.11.2008/mar