25 Jahre nach Mauerfall und Deutscher Einheit dokumentiert das Forschungsprojekt „Wirtschaftswende Ost“ die spannende Transformation der ostdeutschen Wirtschaft in den ersten Nachwendejahren. Im Gespräch mit Zeitzeugen wollen zwei Historiker persönliche Erinnerungen festhalten. Verbunden mit ergänzendem Archivmaterial werden diese auf der Webseite wirtschaftswende-ost.de gesammelt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Mit dem Mauerfall im November 1989 und der folgenden Wiedervereinigung brach im Osten Deutschlands ein komplettes Wirtschaftssystem zusammen. Die volkseigenen Betriebe, die Produktions- und Dienstleistungsgenossenschaften, die wenigen privaten Gewerbetreibenden aber auch die Verbraucher mussten sich quasi über Nacht den Gegebenheiten der freien Marktwirtschaft anpassen. Unternehmen wurden umgewandelt und ausgegründet, verkauft und (re-)privatisiert, aber auch vielfach aufgelöst und abgewickelt. Über die Bilanz der Wende für die ostdeutsche Wirtschaft gehen die Einschätzungen auseinander: Während die einen auf die versprochenen und erreichten „blühenden Landschaften“ verweisen, betonen andere die „gnadenlose Deindustrialisierung Ostdeutschlands“ und den damit verbundenen „Einzug der Arbeitslosigkeit in nahezu jede Familie“.
Ein Vierteljahrhundert nach Mauerfall und Wiedervereinigung, ist es einmal mehr an der Zeit, zurückzublicken auf diese ereignis- und entscheidungsreiche Umbruchzeit und ihre Auswirkungen auf die ostdeutsche Wirtschaft. Hierzu haben mein Kollege Christian Pauer und ich das Forschungsprojekt „Wirtschaftswende Ost“ gestartet. Wir wollen insbesondere durch Gespräche mit damaligen Akteuren aus Ost wie West dokumentieren, welche Herausforderungen die ostdeutsche Wirtschaft in den ersten Jahren nach dem Mauerfall zu bewältigen hatte.
Die Interviews werden aufgezeichnet, verschriftlicht und nach Rücksprache mit den Zeitzeugen auf der Projekt-Webseite unter wirtschaftswende-ost.de archiviert. Hier werden sie mit Informationen aus Archiven (wie Fotos und Dokumente) ergänzt und mit weiteren Informationen vernetzt. So haben wir beispielsweise die Betriebszeitung des früheren VEB Automobilwerke Ludwigsfelde für die Jahre 1989 und 1990 ausgewertet. Auf der Webseite dokumentieren wir, wie in der Zeitung auf den wachsenden Flüchtlingsstrom gen Westen reagiert oder was über die ersten Sonntagsgespräche am Runden Tisch der Automobilwerker und die sich abzeichnende Kooperation mit Mercedes berichtet wurde.
Durch die Verbindung von Zeitzeugengesprächen, Archivmaterialien und der Verlinkungen interessanter externer Web-Angebote soll mit der Zeit eine frei zugängliche Wissensplattform heranwachsen. Diese kann wiederum die Basis für weitere Arbeiten von anderen Wissenschaftlern, aber beispielsweise auch für Firmenhistoriker oder Ortschronisten bieten.
Wollen Sie sich für unser Projekt als Zeitzeuge zur Verfügung stellen und uns Ihre persönlichen Erinnerungen an Währungsunion, Privatisierung, erste Kontakte mit „West“-Firmen oder damalige Existenzängste schildern? Dann nehmen Sie KONTAKT mit uns auf!
Quelle: GeschichtsKombinat / In eigener Sache
(Ende) geschichtspuls/05.02.2015/mar