Fritz Langs Originalfassung von Metropolis aus dem Jahr 1927 kommt bei den 60. Internationalen Filmfestspielen Berlin 2010 wieder auf die Kinoleinwand zurück. Über Jahrzehnte hinweg galten entscheidende Teile des Films – dessen Restaurierung von 2001 als erster Film in das UNESCO-Weltdokumentenerbe aufgenommen wurde – als verschollen. Erst durch den Fund eines 16-mm-Negativs in Buenos Aires 2008 kann Metropolis nun in der ursprünglichen, um mehr als 30 Minuten längeren Fassung, nahezu vollständig restauriert gezeigt werden.
Wiederentdeckte Szene: Der Schmale überwacht Freder Fredersen |
Bis zum heutigen Tag fasziniert Metropolis und beeinflusst auch aktuelle Filmschaffende. Zum Mythos des Klassikers hat sicherlich beigetragen, dass man dank der vielen überlieferten Quellen über Jahrzehnte hinweg von der längeren Fassung wusste. Bis zum Fund von Buenos Aires im vergangenen Jahr waren die herausgeschnittenen Teile von Metropolis jedoch zahlreichen Recherchen von Filmhistorikern zum Trotz verschollen geblieben.
Gekürzt wegen mangelndem Erfolg
Doch wie kam es überhaupt zur gekürzten Filmfassung? Die Verstümmelung hatte unmittelbar nach der Premiere am 10. Januar 1927 im Berliner Ufa-Palast am Zoo begonnen. Die von der Filmprüfstelle mit einer Länge von 4.189 Metern genehmigte Fassung lief dort vier Monate ohne Erfolg. Die Ufa zog den Film daher zurück und erstellte für den landesweiten Kinostart im Sommer 1927 eine deutlich gekürzte Fassung mit einer Länge von „nur noch“ 3.241 Metern. Eliminiert wurde dabei unter anderem die Rivalität zwischen dem Herrscher Fredersen und dem Erfinder Rotwang um eine geliebte Frau – und damit das Motiv für die Erschaffung eines weiblichen Maschinenmenschen.
Davon verschont blieb jedoch eine unmittelbar nach der Berliner Premiere 1927 vom Filmverleiher Adolfo Z. Wilson erworbene Fassung. Sie kam im Mai 1928 in die argentinischen Kinos und gelangte später über mehrere Stationen in das Filmmuseum „Museo del Cine Pablo C. Ducros Hicken“. Hier wurde in den 1970er Jahren von der inzwischen stark abgenutzten 35-mm-Verleihkopie die – leider aus heutiger Sicht nicht sehr fachkundige – Sicherheitskopie auf 16-mm-Negativ gezogen. Deren problematischer Zustand stellte bei der nun erfolgten Restaurierung des Films die größte Herausforderung dar. Trotz modernster Restaurierungstechnik werden die Unterschiede der 2008 wieder entdeckten Teile zur filmischen Qualität der Fassung von 2001 immer sichtbar sein.
Neue Premiere 83 Jahre nach der Uraufführung
Am 12. Februar 2010 wird die von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung restaurierte Fassung des Stummfilmklassikers 83 Jahre nach dessen Uraufführung ihre Premiere feiern. Nach der Originalpartitur von Gottfried Huppertz wird die Aufführung im Friedrichstadtpalast vom Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin begleitet. Zeitgleich zur Berlinale findet am 12. Februar auch die Uraufführung in Frankfurt am Main statt. Die Vorstellung in der Alten Oper wird von dem Staatsorchester Braunschweig begleitet.
„Kaum ein anderer deutscher Film hat die Filmgeschichte so bewegt und geprägt wie Fritz Langs Metropolis. Es ist eine besondere Freude und Ehre, dass wir die restaurierte Originalfassung dieses legendären und stilbildenden Filmklassikers beim 60. Festivaljubiläum präsentieren können“, freut sich Berlinale-Direktor Dieter Kosslick.
Und auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann würdigt die Original-Rekonstruktion des Monumentalfilms: „Der Film Metropolis ist einer der Klassiker der Filmgeschichte, der Maßstäbe für die gesamte Filmkunst weltweit gesetzt hat.“ Auch aus diesem Grund habe die UNESCO Metropolis als ersten Film überhaupt in das Register „Memory of the World“ aufgenommen. Der Film stehe symbolisch für die Tradition und die hohe Qualität des deutschen Filmerbes.
Mehr zu Metropolis und Fritz Lang:
Metropolis-Artikel bei wikipedia
Metropolis bei filmportal.de
Fritz Langs „Metropolis“ im Wandel der Zeit (filmportal.de)
Metropolis bei filmzentrale.com
Fritz Lang – Porträt bei wikipedia
Fritz Lang bei DHM-Lemo
Verschollene „Metropolis“-Szenen: Utopia wird restauriert
Nachtrag vom 16. März 2010: „Metropolis“-Dokumentation jetzt bei youtube.
Quelle: Berlinale – Internationale Filmfestspiele Berlin, Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung
Bild: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung
(ENDE) geschichtspuls/30.10.2009/mar
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