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Alfred Krupp – Treibender und Getriebener

By | 28. Mai 2008

„Fürst eines neuen Zeitalters, Herr über Stahl und Kohle, General einer Armee aus Tausenden Arbeitern (…) Eroberer von Märkten in fernen Ländern. Produzent von Geräten, die ungeheuren Reichtum, von Waffen, die tausendfachen Tod bringen können.“ So beginnt Ralf Berhorst seine „Krupp-Saga“, nachzulesen derzeit bei Spiegel Online (offenbar eine Übernahme von GEO Epoche). Darin beschreibt Berhorst, wie Alfred Krupp die 1826 (im Alter von vierzehn Jahren) vom Vater Friedrich übernommene Gussstahlfabrik nach 1850 mittels modernster Technik und einer einzigartigen Sozialpolitik auf stetigen Expansionskurs bringt und in der Gründerkrise 1873 zeitweilig stur auf den Ruin zu steuert.

Alfred Krupp (Thyssen Krupp) Den Durchbruch bringen Krupp die Entwicklung der Eisenbahn und die von ihm selbst ausgetüftelten Eisenbahn-Radreifen ohne Schweißnaht, der Einstieg in die Rüstungsproduktion sowie seine Aufgeschlossenheit gegenüber neuer Technik. So erfährt Krupp beispielsweise von einem neuen Verfahren, flüssigen Stahl schnell und günstig zu erzeugen. Mit der 1856 vom Engländer Henry Bessemer erfundenen Methode lässt sich in 20 Minuten so viel Stahl produzieren wie zuvor an einem Tag. Krupp greift zu und kann sich 1861 die exklusiven Nutzungsrechte für Preußen sichern.
1871 – auf dem Zenit seiner Wirtschaftsmacht – herrscht der Unternehmer über das größte Industrieunternehmen Europas. Fast 12.000 Arbeiter beschäftigt Krupp in seiner Fabrikstadt vor den Toren von Essen. Das Riesenwerk verfügt über eine eigene Gas- und Wasserversorgung, eine Werkseisenbahn, Feuerwehr, Polizei, ein Hospital sowie diverse Läden und Arbeitersiedlungen. „Solange als ich lebe, werde ich immer treiben“, gibt Berhorst Krupps Leitmotiv wieder.
Doch mit der beginnenden Gründerkrise wird aus dem Treibenden schnell ein Getriebener: Die Stahlpreise fallen, Krupps Gewinne schrumpfen und im Frühjahr 1973 geht es für ihn schlagartig um die wirtschaftliche Existenz. Darauf ist Krupp nicht vorbereitet. Jahrelang hat er keine Rücklagen gebildet, immer nur investiert; für neue Maschinen, Zechen und Eisenerzgruben 22 Millionen Mark Schulden aufgenommen, wie Berhorst schreibt.
Wenig hilfreich ist dabei Krupps ablehnende Haltung gegenüber den von zahlreichen Banken angebotenen Kreditpaketen. Statt sich der Mitsprache der Bankiers auszuliefern, setzt er auf staatliche Hilfen durch Reichskanzler Bismarck und Kaiser Wilhelm I., schließlich sei sein Werk als größte Rüstungsschmiede des Reiches geradezu ein „Nationalwerk“. Am Ende sind es aber doch die von Krupp verhassten Kapitalisten, die auf Druck des Kaisers 1874 ein Rettungspaket für Krupp schnüren. Erst nach 1879 gelingt es Krupp, den Einfluss der Bankiers wieder zurückzudrängen und seinem Sohn Friedrich Alfred mit seinem Tod 1887 ein „Familienunternehmen“ zu hinterlassen.
Links zum Thema
Fotoshow: Krupps Fabrikstadt (GEO Epoche)
Thyssen und Krupp: Unternehmenschroniken und Gründerfamilien (ThyssenKrupp)

Quelle: Spiegel Online
Foto: ThyssenKrupp (Pressebild)
(ENDE) geschichtspuls/27.05.2008/mar