Das Ford Modell T war weltweit das erste Auto, das am Fließband hergestellt wurde. Zwischen 1908 und 1927 wurden insgesamt mehr als 15 Millionen Exemplare der legendären Tin Lizzy (dt. „Blechliesel“) gebaut. Dieser Rekord sollte erst 1972 durch den VW Käfer gebrochen werden. Zum 100jährigen Jubiläum des Modell T präsentiert das Deutsche Museum München vom 11. Oktober 2008 bis zum 15. Februar 2009 die Sonderausstellung „Ein Auto für Millionen“, mit historischen Fahrzeugen, Fotos und Dokumenten.
Mit dem Modell T schuf der Industriepionier Henry Ford I. das bezahlbare Auto für jedermann. Der Einstiegspreis betrug im Oktober 1908 850 US-Dollar – etwa das Zweieinhalbfache des damaligen Pro-Kopf-Jahreseinkommens. Das galt damals als günstiger Preis für ein Automobil, das eine Höchstgeschwindigkeit von fast 70 km/h erreichen konnte. Die Nachfrage nach der Tin Lizzy übertraf alle Erwartungen. Die Jahresproduktion schnellte bereits 1909 auf 10.600 Einheiten empor – mehr, als alle deutschen Hersteller damals zusammen auf die Räder stellten.
Preiswerte Massenproduktion
1914 startete Henry Ford die Fließbandmontage. Die Idee hierzu, so die Legende, war dem Amerikaner im Chicagoer Schlachthof angesichts der Hängebahnen für Rinderhälften eingefallen. Die Anzahl der im Dreischichtbetrieb gefertigten Fahrzeuge sprang schlagartig auf 200.000 Exemplare. Die meisten wurden in Schwarz ausgeliefert, weil diese Farbe besonders schnell trocknete und nur eine Lackierstraße notwendig machte.
Die Tin Lizzy wurde von einem 2,9 Liter großen, 20 PS starken Vierzylinder angetrieben. Die Konstruktion bestand aus einem einfachen Leiterahmen mit vernieteten Stahlprofilen, der neben Motor und Hinterradantrieb auch die Karosserie und die geschmiedeten Deichselachsen mit ihren quer liegenden, halbelliptischen Blattfedern trug. Das Planetengetriebe wies zwei Gänge auf, die durch ein Fußpedal aktiviert wurden – ebenso wie der Rückwärtsgang und die Fußbremse.
Mit dieser Konstruktion blieb das Modell T für viele Jahre Verkaufsschlager und beherrschte nicht nur in den USA – wo jeder zweite Pkw ein Ford war – das Straßenbild. Auch in Europa setzte sich die „Blechliesel“ bald durch. 1925 wurde die Ford Motor Company Berlin gegründet. Um Importzölle zu umgehen, richtete das Unternehmen 1926 im Westhafen der Hauptstadt eine Montageproduktion ein, wo bis 1931 pro Tag etwa 50 T-Modelle aus importierten Einzelteilen montiert wurden. Das Aus für das erfolgsverwöhnte Automobil kam schließlich, als beim Verbraucher der Ruf nach mehr PS, mehr Fahrkomfort und einer besseren Ausrüstung laut wurde – und worauf Ford selbst mit einem weiterentwickelten T-Modell nicht wirklich antworten konnte. Daran änderte dann auch der besonders günstige Verkaufspreis nichts mehr, der bereits im Zuge der Umstellung auf die Fließbandfertigung auf 370 US-Dollar gesenkt worden war.
„Ein Auto für Millionen“, Sonderausstellung im Verkehrszentrum des Deutschen Museums München (Theresienhöhe 14 a) vom 11. Oktober 2008 bis zum 15. Februar 2009.
Zusätzlich gibt es dort am Donnerstag, 16. Oktober 2008, um 18.30 Uhr einen Vortrag von Dr. Bettina Gundler, Kuratorin Landverkehr, zum Thema „Ford Model T und die Automotorisierung der amerikanischen Gesellschaft„.
Mehr zum Thema
Die Tin Lizzy feiert 100. Geburtstag (arte.tv)
The Times 100: Henry Ford (engl.)
Video: Ford Modell T (Technik-Museum.de via youtube)
Model T Ford Club International (engl.)
Quelle: Ford
Foto: obs/Ford-Werke GmbH
(ENDE) geschichtspuls/10.10.2008/mar
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