Besucher aus den neuen Bundesländern bilden das Schlusslicht im aktuellen Besucher-Ranking der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Während aus Bayern – dem Spitzenreiter des Länder-Rankings – 2,7 Bürger pro 1.000 Einwohner das ehemalige Stasi-Gefängnis besuchten, kamen aus Sachsen-Anhalt gerade einmal 0,5 pro 1.000 Einwohner. Auch Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen befinden sich weit abgeschlagen auf den letzten Plätzen – nur etwa 0,9 Besucher pro 1.000 Einwohner fanden sich in Hohenschönhausen ein.
Bundesbürger aus dem westdeutschen Raum zieht es hingegen deutlich häufiger in die Gedenkstätte. Rang 2 und 3 nehmen Niedersachen und Baden-Württemberg mit jeweils 2,4 Besuchern pro 1.000 Einwohner ein. „Unsere Besucherstatistik belegt eindeutig, dass Ostdeutsche die Konfrontation mit den Schattenseiten ihrer eigenen Geschichte nach wie vor meiden“, so Dr. Hubertus Knabe, Historiker und Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Dies sei eine traurige Entwicklung, da im Gegenzug die allgemeine Verleugnung von Stasi-Verbrechen und die Verherrlichung der DDR stark zugenommen haben.
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Insgesamt konnte die Gedenkstätte im vergangenen Jahr mit insgesamt rund 250.000 Besuchern zwar einen neuen Besucherrekord verbuchen, dennoch fällt die Bilanz der Besucherzahlen sehr einseitig aus: 80 Prozent der Besucher stammen aus dem alten Bundesgebiet, nur 9 Prozent aus den neuen Ländern. Berliner Besucher machen einen Anteil von 11 Prozent aus.
Kaum Schüler aus Ostdeutschland
Besonders beunruhigend aus Sicht der Gedenkstätte: Seit Jahren stagniert auch die Besucherzahl von Schülern aus der ehemaligen DDR auf niedrigem Niveau. Im Rekordjahr 2008 besuchten gerade einmal 7.226 ostdeutsche Schüler die Gedenkstätte, während sich die Anzahl der westdeutschen Schüler innerhalb der letzten Jahre mit zuletzt 84.249 verdreifacht hat. Befürchten Lehrer aus dem Osten von ihren Schützlingen womöglich kritische Fragen zu ihrer eigenen Vergangenheit?
„Die jeweiligen Bildungsminister sind aufgefordert, etwas gegen das um sich greifende Desinteresse an DDR-Geschichte zu unternehmen“, fordert Knabe daher. Es sei unerträglich, die junge Generation in völliger Unwissenheit über das wahre Gesicht des SED-Regimes aufwachsen zu lassen. Das sei ein gefährlicher Nährboden für künftigen politischen Extremismus!
Die ehemalige Untersuchungshaftanstalt der Stasi in Berlin-Hohenschönhausen dokumentiert Haftbedingungen und Methoden der Unterdrückung in der DDR. Seit 1994 können Interessierte die Gedenkstätte besichtigen und sich – geführt durch ehemalige Insassen – über die politische Verfolgung durch das SED-Regimes informieren.
(persönliches Fazit: informativ, bedrückend und sehr empfehlenswert für Berliner und Berlin-Besucher)
Die Gedenkstätte im Internet: Stiftung Gedenkstätte Berlin Hohenschönhausen
Quelle: Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
(ENDE) geschichtspuls/24.04.2009/mar
Schon erschreckend wie gering das Interesse bei vielen Leuten ist bei einem Thema das gerade mal 20 Jahre her ist und die meisten es noch „live“ miterlebt haben.
Es kommt immer darauf an wie man etwas rüberbringt. Wundert mich nicht, wenn sich dafür keiner interessiert.