Der Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) feiert dieser Tage sein 60. Gründungsjubiläum. Am 13. Oktober 1949 gründeten 16 Einzelgewerkschaften in München den DGB als politische Dachorganisation. Zum ersten Vorsitzenden wurde der SPD-Politiker Hans Böckler berufen.
Zur Entwicklung des Gewerkschaftsbundes seit 1949 hat der DGB eigens zum Jubiläum eine Webseite erstellt: 60 Jahre Deutscher Gewerkschaftsbund. Mit zahlreichen Texten, Bildern, Audio- und Videodateien werden hier wesentliche Themen aus der 60-jährigen Geschichte des DGB beleuchtet. Dazu zählt unter anderem auch der Kampf um zahlreiche soziale Errungenschaften wie die 40- und später die 35-Stunden-Woche, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder die betriebliche Mitbestimmung.
Hier schon mal wesentliche Eckpunkte aus 60 Jahren DGB im Überblick:
1949: Am 13. Oktober gründen die Gewerkschaften der drei Westzonen in München den Deutschen Gewerkschaftsbund. Der erste Vorsitzende wird Hans Böckler. (In der sowjetischen Besatzungszone bzw. der späteren DDR existiert seit 1946 der Freie Deutschen Gewerkschaftsbund FDGB.) Zu den anfänglichen politischen Forderungen des DGB zählt unter anderem die Verstaatlichung von Schlüsselindustrien, allen voran Kohle und Stahl. Nie wieder soll mit deren Mitteln eine Demokratie zerstört werden, argumentiert Böckler.
1951: In der Montanindustrie wird im Sommer die paritätische Mitbestimmung der Arbeitnehmer durchgesetzt (Montan-Mitbestimmungsgesetz).
1952: Durch das Inkrafttreten des Betriebsverfassungsgesetzes am 14. November werden die Arbeitnehmer gestärkt: In Betrieben mit mindestens fünf Beschäftigten können nun Betriebsräte gewählt werden.
1950/1960er Jahre: Unter dem Slogan „Samstags gehört der Vati mir“ fordert der DGB die 5-Tage-Woche mit 40 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Sie wird bis zum Ende der 1960er Jahre in der Mehrheit der Branchen umgesetzt.
1963: Ein außerordentlicher Gewerkschaftstag beschließt im November ein neues Grundsatzprogramm. Die bereits zur Gründung 1949 aufgestellte Forderung nach einer Verstaatlichung von Schlüsselindustrien wird abschwächt.
1973: Im Zuge der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) einigen sich die Gewerkschaften in Europa auf die Gründung des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB) 1973. Die deutschen Gewerkschaften sind von Beginn an mit ihrem Dachverband dabei.
1990: In der DDR lösen im September die mittlerweile selbstständigen Einzelgewerkschaften den Dachverband FDGB auf. Später traten sie den DGB-Gewerkschaften bei.
1992: Im Mai beschließt der DGB-Bundesvorstand die Frauenoffensive „Frau geht vor“. Innerhalb der folgenden zwei Jahre soll die Gleichstellung der Geschlechter in den Mittelpunkt der gewerkschaftlichen Politik rücken.
1996: Ein außerordentlicher Bundeskongress beschließt ein neues Grundsatzprogramm für eine „sozial regulierte Marktwirtschaft“.
1999: Der DGB zieht von Düsseldorf nach Berlin.
Zudem gelingt in den 1990er Jahren in einigen Branchen die seit Jahrzehnten von den Gewerkschaften geforderte Einführung der 35-Stunden-Woche, unter anderem in der Stahl-, Elektro-, Druck- sowie holz- und papierverarbeitenden Industrie. Doch noch vor der Jahrtausendwende dreht der Trend wieder zurück zur 40-Stunden-Woche.
2004: Eine halbe Million Menschen demonstrieren in Berlin, Stuttgart und Köln gegen Sozialabbau und die „Agenda 2010“-Reformen der rot-grünen Regierung.
2009: Der DGB wird 60 Jahre.
Mitgliederstamm altert mit
60 Jahre nach seiner Gründung hat der Deutsche Gewerkschaftsbund allerdings mit einem deutlichen Mitgliederschwund zu kämpfen. Waren 1991 noch 11,8 Millionen Personen im DGB organisiert, sank die Zahl bis 2008 um fast die Hälfte auf 6,4 Millionen. Vor allem junge Menschen lassen sich nur schwer für eine Mitgliedschaft in einer der acht zusammengeschlossenen Einzelgewerkschaften gewinnen. Aber auch das typische Gewerkschaftsmitglied, der männliche vollzeitbeschäftigte Facharbeiter, wird immer seltener. Mit der schwindenden Mitgliederbasis verlieren auch die Tarifverträge an Bedeutung. Im Jahr 2008 war fast ein Viertel weniger Arbeitnehmer an Branchentarifverträge gebunden als noch Mitte der 1990er Jahre.
Mehr zu 60 Jahren DGB:
60 Jahre DGB – Gewerkschaften im Wandel (Deutsche Welle)
Gewerkschaften: 60 Jahre DGB (mit Bildershow – Süddeutsche Zeitung)
DGB feiert Jubiläum – und sucht nach Orientierung (Tagesspiegel)
Entwicklung der Mitgliederzahlen in den DGB-Gewerkschaften (DGB)
Quelle: DGB, Mitteldeutsche Zeitung, Institut der deutschen Wirtschaft Köln
(ENDE) geschichtspuls/13.10.2009/mar
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