Urlaub im Schatten der Geschichte

Rügen: Jugendherberge im NS-Mammutbau Prora eröffnet

By | 5. Juli 2011

Im „Koloss von Prora“, einst von den Nationalsozialisten als „Seebad der 20.000“ geplant, hat das Deutsche Jugendherbergswerk gestern (4. Juli 2011) eine neue Jugendherberge eröffnet. Mit diesem Schritt sei ein neues Kapitel in der Geschichte des Bauwerks aufgeschlagen worden, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Sozialministerin Manuela Schwesig (SPD) zur Eröffnung. „In den grauen, vom Verfall bedrohten Mauern kehrt jetzt buntes Leben ein.“

Schon unter den Nationalsozialisten war der insgesamt 4,5 Kilometer lange Komplex als Ferienanlage der Organisation „Kraft durch Freude“ geplant gewesen. Jeweils mehrere tausend getreue Volksgenossen sollten an einem der wohl schönsten Strände von Rügen zeitgleich in den Genuss eines preiswerten Badeurlaubs kommen. Doch dazu kam es nicht: Zwar wurden die Arbeiten nach Grundsteinlegung im Mai 1936 energisch vorangetrieben. Doch mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 zog man die Arbeiter zu anderen Projekten ab und nutzte die unfertige Anlage unter anderem als Ausbildungsstätte für Luftwaffenhelferinnen sowie als Wehrmachtslazarett.
Nach Kriegsende 1945 übernahm erst die Rote Armee die Kontrolle über das „Seebad Prora“, einige Jahre später dann die Nationale Volksarmee. Das Gebiet wurde großflächig über Jahrzehnte zum Speergebiet, in dem bis zu 10.000 NVA-Soldaten stationiert waren. Unter ihnen befanden sich in den 1980er Jahren auch zahlreiche „Bausoldaten“, die den Dienst an der Waffe verweigerten und stattdessen hier zum Bau des Fährhafens Mukran eingesetzt wurden.
Nach der Wiedervereinigung fiel das Gelände an die Bundeswehr, die jedoch Ende 1992 dessen Nutzung einstellte. 1994 wurde der jetzt wieder öffentlich zugängliche Komplex unter Denkmalschutz gestellt.

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Quelle: siehe Links
(Ende) geschichtspuls/05.07.2011/mar