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Leipziger Messe 1984: Erste Heimcomputer für die DDR vorgestellt

By | 26. März 2009

Online-Fundstück zum Blick von West nach Ost: In der Zeitschrift «Computerwoche» von April 1984 wurde über die Vorstellungen der DDR-Mikroelektronik auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1984 berichtet. Als wohl auffälligste Neuentwicklungen der ostdeutschen Elektronikindustrie haben die Redakteure damals vor allem Heimcomputer aber auch neue Taschenrechner und einen weiterentwickelten Schachcomputer ausgemacht.
 Robotron KC 85/1 Wie das Magazin berichtet, sei der im Dresdner Kombinat Robotron entwickelte Heimcomputer „Z 9001“ von Elektronik-Fans aus der DDR ständig dicht umlagert gewesen. Bei dem Rechner handle es sich nach Angaben von Robotron um ein „Kompaktgerät, das mit einer schreibmaschinenähnlichen Tastatur ausgestattet ist“. Es könne an jedes handelsübliche Fernsehgerät sowie an einen normalen Kassettenrecorder angeschlossen werden.
„Z 9001“ – ein Beitrag zur Konsumgüterproduktion der DDR
Gedacht sei der „Z 9001“ für Computerspiele, aber ebenso auch für Lehrzwecke in Schulen und Universitäten sowie zur Durchführung von wissenschaftlich-technischen Berechnungen. Weiter heißt es in der «Computerwoche»: „Wie die ‚Sächsische Zeitung‘, das Organ der SED-Bezirksleitung Dresden, unlängst meldete soll dieser Rechner als ‚Beitrag zur Konsumgüterproduktion‘ verstanden werden. Noch in diesem Jahr will man der Bevölkerung 500 Stück zur Verfügung stellen.“


Allerdings: Befragt nach den Chancen, sich demnächst vielleicht einen der Heimcomputer kaufen zu können, hätten die meisten Interessenten laut dem Magazin abgewinkt. Die verfügbaren Heimcomputer würden ihrer Meinung nach zunächst an Forschungsinstitute, Universitäten oder „möglicherweise an einen bevorzugten und engbegrenzten Personenkreis“ verkauft. Für den Hobby-Computerfan sahen sie vorerst noch keine Kaufmöglichkeiten. Zudem rechneten viele der Befragten mit einem relativ hohen Kaufpreises, so dass sich kaum jemand privat einen der angebotenen Heimcomputer werde leisten können.
Tatsächlich wurde – offenbar im Umfeld der Leipziger Frühjahrsmesse 1985 – bestimmt, dass der „Z 9001“ nicht länger als Heimcomputer und Konsumgut zu vermarkten sei. Stattdessen sollte das Gerät vorrangig in gesellschaftlichen und industriellen Bereichen zum Einsatz kommen. Zur Verdeutlichung dieser neuen Vorgabe wurde der Heimcomputer „Z 9001“ in den Kleincomputer „KC 85/1“ umbenannt.
Mehr zu den Heim-/Kleincomputern in der DDR gibt’s unter anderem beim Förderverein für die Technischen Sammlungen der Stadt Dresden e.V.. Hier ist insbesondere der ausführliche Beitrag von Klaus-Dieter Weise zu empfehlen: Erzeugnislinie Heimcomputer, Kleincomputer und Bildungscomputer des VEB Kombinat Robotron (.pdf-Datei, 73 Seiten, 2005)

Neben dem „Z 9001“ beschäftigte sich die «Computerwoche» in ihrem Resümee mit weiteren Entwicklungen der Mikroelektronik in der DDR und den RGW-Ländern. Erwähnt wurden aus der DDR unter anderem:
– der weitere Heimcomputer „HC-900“ aus dem Kombinat Mikroelektronik Erfurt;
– der Schachcomputer „CM (Chess Master)“ als „erhebliche verbesserte Version des bereits 1981 vorgestellten ersten DDR-Schachcomputers SC-2“ sowie
– der Größenrechner „qpc-2“ als einen „wissenschaftlich-technischen Kleinstrechner“, unter anderem für Berechnungen mit Maßeinheiten.
Mehr zu den Computern aus der DDR:
Online-Fundstück: DDR-Computerchips für Europa (GeschichtsPuls)
DDR-Mikroelektronik: Robotron rechnet schon (MDR Figaro)
Die Kleincomputer in der DDR (robotron-net.de)
robotrontechnik.de
DDR-Computer (Computermuseum München)
Vorstellung einer privaten Robotron-Sammlung

Quelle: Computerwoche Online-Archiv (Ausgabe vom 6. April 1984)
Bild: Robotron KC 85/1 (Enrico Grämer, via wikipedia)
(ENDE) geschichtspuls/26.03.2009/mar

2 thoughts on “Leipziger Messe 1984: Erste Heimcomputer für die DDR vorgestellt

  1. Pingback: Online-Fundstück: DDR-Computerchips für Europa | GeschichtsPuls

  2. Thomas Kunz

    Der erste Computer, auf dem ich was programmiert habe. Naja, eher Spiele und einfache Rechenprogramme eingetippt. Wir hatten den in der Computer-AG stehen gehabt, die ich mit 9 oder 10 Jahren besucht hatte. Also so wenig verbreitet kann der nicht gewesen sein, wenn sie einen Knirps rangelassen haben.

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