Prager Frühling: DDR drängte auf Einmarsch in ČSSR

By | 31. Dezember 2007

Die gewaltsame Niederschlagung des Prager Frühlings Ende der 60er Jahre in der Tschechoslowakei ist sehr stark auf die Initiative der damaligen Regierung der DDR zurückzuführen. Zu dieser Erkenntnis kommen Wissenschaftler des Ludwig-Boltzmann-Instituts im österreichischen Graz nach einer Analyse interner Gespräche der Führung der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPDSU) sowie der Verhandlungen mit der tschechoslowakischen Regierung und mit den Staaten des Warschauer Paktes.

Wie der Kölner Stadt-Anzeiger schreibt, hat sich der als „Hardliner“ geltende sowjetische Staatschef Leonid Breschnew lange für eine politische Lösung des Konflikts ausgesprochen. Dabei habe er eine Wiederherstellung der Führungsrolle der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei angestrebt – notfalls auch unter dem reformorientierten Alexander Dubcek.
Die DDR befürchtete jedoch einen Schneeball-Effekt und wollte die von ihr als erste als „Konterrevolution“ bezeichnete Reformbewegung in Prag schnellstmöglich ersticken. Erst diese Aggressivität der DDR-Führung, vertreten vor allem von Staats- und Parteichef Walter Ulbricht, habe letztlich zu dem Militäreinmarsch am 20. August 1968 geführt, sagte der ebenfalls am Forschungsprojekt beteiligte Historiker Manfred Wilke von der Freien Universität Berlin. Als sich dann das Politbüro der KPDSU dieser Linie anschloss, sei auch Breschnew eingeknickt.
Die vollständigen Ergebnisse des seit 2006 laufenden Projekts wollen die Historiker am 20. August 2008 – am 40. Jahrestag der Niederschlagung des Prager Frühlings – auf einem Symposium in Wien vorstellen.

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger
(ENDE) ddr-geschichtsblog/26.11.2007/mar