Nicht nur an der innerdeutschen Grenze mussten Republikflüchtige mit dem Tode rechnen. Auch an den Grenzen der sozialistischen Bruderstaaten drohte den DDR-Bürgern auf dem Weg Richtung Westen der gezielte Todesschuss. Dafür bekamen bulgarische Grenzer sogar ein „Kopfgeld“ von damals umgerechnet rund 1.000 Mark und einige Tage Sonderurlaub, wie Stefan Appelius auf dem Spiegel-Portal „einestages“ berichtet.
Sollten DDR-Behörden die Tötung fluchtwilliger Bürger tatsächlich mit Kopfprämien an bulgarische Grenzer „entlohnt“ haben, würde das laut Appelius womöglich auch erklären, warum einzelne Flüchtlinge in Bulgarien mit Schüssen in den Hinterkopf regelrecht exekutiert wurden. Diese Todesart, zuletzt bei einem Fall aus dem Juli 1989 dokumentiert, werde durch Obduktionsberichte zweifelsfrei belegt. Nach Aussagen bulgarischer Grenzer seien damals ganze Familien mit Frauen und Kindern „ausgelöscht“ worden.
Wie viele DDR-Bürger bei Fluchtversuchen an der verlängerten Mauer in der Volksrepublik Bulgarien ums Leben kamen, wird wohl niemals genau herauszufinden sein. Wie der Professor für Politikwissenschaft an der „Carl von Ossietzky Universität“ in Oldenburg schreibt, sind bislang erst 17 ostdeutsche Opfer des bulgarischen Grenzregimes namentlich bekannt. Aus MfS-Akten gehe hingegen hervor, dass es mindestens 2.000 Fluchtversuche von DDR-Bürgern über die bulgarischen Grenzen gegeben habe.
Über sein Forschungsvorhaben „Tod in Bulgarien“ berichtet Appelius auch in Vorträgen. Die nächste Veranstaltung zum Thema findet am 23. Februar 2008 in Frankfurt (Oder) statt. Veranstaltungsort: Außenstelle Frankfurt der Birthler-Behörde (BSTU), Beginn: 18:00 Uhr. Zudem soll im Sommer 2008 ein Buch über die „vergessenen Opfer des Eisernen Vorhangs“ erscheinen.
Quelle: einestages.de, appelius.de
Foto: aboutpixel.de (c) digitall
(ENDE) ddr-geschichtsblog/13.12.2007/mar