Historikertag 2010

Was macht guten Geschichtsunterricht aus?

By | 30. September 2010

Was zeichnet guten Geschichtsunterricht aus? Dieser Frage ging am Mittwoch, 29. September 2010, eine Sektion des Historikertages 2010 unter Federführung des Verbandes der Geschichtslehrer Deutschlands nach. Konkret ging es darum, wie Schüler bzw. Lehrer die Qualität von Unterrichtsstunden einschätzen und inwiefern sich die von ihnen angelegten Qualitätsmaßstäbe unterscheiden.

Nach einer Einführung durch Meik Zülsdorf-Kersting, Osnabrück, wurde ausschnittsweise ein Videomitschnitt einer Unterrichtsstunde gezeigt. Die Protagonisten waren ein Geschichtslehrer und sein Leistungskurs Geschichte während einer Doppelstunde zur russischen Revolution 1917. Spontane Auffälligkeit an dem Filmausschnitt: Vor allem die Jungen beteiligen sich rege, während die Mädchen sich eher zurückhalten – Geschichte scheint also noch immer ein Männerthema zu sein…
Gestützt auf den Einspieler und ein ergänzendes, knapp 30-minütiges Lehrerinterview referierte Holger Thünemann, Münster, darüber, wann eine Geschichtsstunde aus Lehrersicht eine gute Unterrichtsstunde ist. Wenig überraschend freut sich ein Geschichtslehrer natürlich über gemachte Hausaufgaben, allgemeine Aktivität und Belege für historisches Allgemeinwissen bei seinen Schülern. Positiv sei es aber auch, wenn die Schüler präsentierte Quellen kritisch hinterfragen, bei Diskussionen auch unterschiedliche Perspektiven einnehmen und Analogien zu anderen historischen Ereignissen (in dem Fall zur Französischen Revolution) herstellen können. Der Lehrer räumte im Interview außerdem ein, dass er immer nur „einige Säulen aus der Klassengruppe“ mitnehme und zudem gerne wüsste, wie seine Schüler „insgesamt historisch ticken“.
Im Anschluss daran sprach Johannes Meyer-Hamme, Hamburg, über eine gute Unterrichtsstunde aus Schülerperspektive. Dabei zitierte er ausgewählte Passagen aus Schülerinterviews, die direkt nach der gefilmten Unterrichtsstunde gemacht wurden – und die bei den anwesenden (mutmaßlich überwiegenden) Geschichtslehrern und Lehramtsstudenten allgemein für Erheiterung sorgten. Zusammengefasst befürworten Schüler demnach ein gutes Tafelbild (was vor allem schwächeren Schülern das Lernen für Klausuren erleichtert) und Diskussionsrunden, bei denen die Schüler selbst unterschiedliche Rollen einnehmen müssen. Weniger gut kam (konkret in der gefilmten Unterrichtsstunde) hingegen der einleitende Vortrag des Geschichtslehrers (ca. 15 Minuten „Herunterrasseln von Fakten“) an. Hier haben offenbar nicht wenige Schüler Konzentrationsprobleme…
Dann war erstmal Pause, in der ich mich allerdings von anderen Eindrücken des Historikertages habe ablenken lassen. So habe ich dann neben der Diskussion auch das abschließende Fazit von Peter Gautschi verpasst. Gautschi ist Verfasser der Studie „Guter Geschichtsunterricht“, auf die während der Sektion mehrfach verwiesen wurde. Wer sich dafür interessiert: die Studie selbst gibt es bei Amazon, eine Rezension dazu findet sich bei H-Soz-u-Kult.
(Einen weiteren Bericht zu dieser Sektion gibt es im Übrigen auch schon auf dem offiziellen Blog zum Historikertag.)

(Ende) geschichtspuls/30.09.2010/mar