TV-Dokumentation

Werner Stiller: Vom DDR-Agenten zum Londoner Investmentbanker

By | 6. Februar 2013

Im Januar 1979 flüchtet Werner Stiller nach Westberlin und stellt sich der Polizei. Mit sich führt er zahlreiche geheime Dokumente des Ministeriums der DDR-Staatssicherheit. Dort hatte Stiller viele Jahre als Offizier in der Hauptverwaltung A gearbeitet, zuständig für Atom- und Raumfahrtspionage im Westen. In der Dokumentation „Der Agent“ – aktuell bei arte zu sehen – schildert der Überläufer sein Leben vor und nach seiner Flucht. Daneben kommen verschiedene Zeitzeugen zu Wort, deren Leben durch Stiller auf die ein oder andere Weise beeinflusst wurde.

Neben dem Rückblick auf Stillers Leben als Stasi-Mitarbeiter – dass Stillers selbst schon in einem Buch geschildert hat (siehe nebenstehenden Kasten) – beleuchtet die Dokumentation auch die weitere Entwicklung Stillers im Westen. Und die ist wirklich interessant: Nach der Abschöpfung seines Wissens durch den Bundesnachrichtendienst siedelt Stiller in die USA über, wo er auch der CIA tiefe Einblicke in die Arbeit des Ministeriums für Staatssicherheit liefert. Im Gegenzug finanziert ihm der US-Geheimdienst ein BWL-Studium. Unter dem neuem Namen Klaus-Peter Fischer arbeitet er dann bei der US-Investmentbank Goldman Sachs in New York. Wenig später wird er nach London weiter empfohlen, wo er schnell Karriere als Investmentbanker macht. Im Gespräch mit seinem damaligen Chef findet der heute in Budapest lebende Stiller eine Erklärung für seinen Erfolg sowohl in der Welt der Geheimdienste als auch im Investmentbanking: Eine wichtige Gemeinsamkeit zwischen beiden Welten sei der Aufbau sehr persönlicher Netzwerke. Die Kunden wollten ihm vertrauen – und er habe sie beeinflusst, so Stiller rückblickend.
„Der Agent“, 52-minütige TV-Dokumentation von 2012, zu sehen bei arte in einer Wiederholung am 19. Februar 2013 um 10:25 Uhr sowie (zumindest aktuell noch) in der arte-Mediathek.
Mehr zur Doku und Werner Stiller gibt es unter anderem auch bei Spiegel Online / einestages und der Sächsischen Zeitung.

Quelle: siehe Links
(Ende) geschichtspuls/06.02.2013/mar