Ohne den Dieselmotor läuft ziemlich wenig: ob beim Lebensmitteltransport per Lkw, bei der Stadt- und Urlaubsfahrt per Bus, beim Stromaggregat oder beim Megacontainerschiff auf den Weltmeeren – der Diesel-Motor hat unsere Mobilität revolutioniert. Entwickelt wurde er gegen Ende des 19. Jahrhunderts in der Maschinenfabrik Augsburg, einem Vorläufer der MAN. Hier bekam der 34jährige Rudolf Diesel im Frühjahr 1892 die Chance seines Lebens: die Idee eines „rationellen Wärmemotors“ bis zur Produktionsreife verfolgen zu können.
Rudolf Diesel |
Kein anderes Unternehmen hatte an Diesels Idee geglaubt, doch Heinrich von Buz, Direktor der Maschinenfabrik Augsburg, erkannte das Potential der Erfindung. Von Buz ahnte – wie Diesel –, dass ein solcher energiesparender Motor schon bald die gute alte Dampfmaschine ablösen könnte. Der Direktor, die Ingenieure und der Erfinder brauchten allerdings viel Geduld, bis sie mit ihren Versuchsreihen zum Erfolg kamen, denn Diesels Konstruktion hatte einen entscheidenden Haken: Theoretisch war sie genial, aber sie ließ sich mit den damaligen technischen Möglichkeiten nicht in die Praxis umsetzen.
Es mangelte an dem notwendigen Druck. Diesel wollte Luft in einem Zylinder so stark verdichten und damit erhitzen, dass schon eine geringe Menge Treibstoff ausreichte, um eine Explosion zu erzeugen und den Zylinderkolben anzutreiben. Doch der von Diesel gewünschte Druck von über 150 atm – ursprünglich sogar noch weit mehr – war gegen Ende des 19. Jahrhunderts nicht herstellbar, wie die Augsburger klar erkannten.
Diesels Patenturkunde für „Arbeitsverfahren und Ausführungsart für Verbrennungskraftmaschinen“, erteilt am 23. Februar 1893. |
Diesel hatte, wie er zugab, seine Berechnungen auf theoretische Annahmen gestellt, die ihn in einer Hochschulvorlesung über Thermodynamik beeindruckt hatten. Er war daher zunächst wenig begeistert von der Kritik der Augsburger Ingenieure an seinem Modell, witterte sogar fälschlich persönliche Animositäten des Augsburger Oberingenieurs Josef Krumper gegen ihn, räumte aber ein, „dass in einer Abweichung vom Idealprozess die Möglichkeit läge, Motoren zu konstruieren, die auch mit den heutigen Mitteln zu bauen seien.“
Diesel war alles andere als ein einfacher Kooperationspartner für die Augsburger Maschinenfabrik. Die Abweichung von der Idee des „Idealprozesses“ bereitete ihm Probleme, sowohl hinsichtlich seines Patents als auch menschlich. Doch genau dieser Schritt von der reinen Theorie in die anwendbare Praxis war es, der in jahrelangen Versuchsreihen mit immer neuen Nachbesserungen zum Erfolg führte. Dazu brauchte man auch die technische Hilfe des Krupp-Konzerns, der als Kanonenbauer in der Lage war, ein Zylindergehäuse zu liefern, das den hohen Druck aushielt. Krupp hatte auf Empfehlung von Buz 1893 ebenfalls ein Lizenzabkommen mit Diesel abgeschlossen.
Erster funktionsfähiger Diesel- motor von 1897 |
Doch die Zündung des ersten Versuchsmotors Mitte 1893 misslang. Erst vier Jahre später, 1897, kam der Durchbruch: Der Motor zündete, und kurz darauf wurde der erste gemeinsam entwickelte, funktionsfähige Motor der Fachwelt präsentiert. Diesel bedankte sich vor der offiziellen Abnahme durch die Technische Hochschule München im Februar 1897 überschwänglich bei Heinrich von Buz: „Es ist mir voll und ganz bewusst, dass ich soweit nur durch ihre wohlwollende, sachgemäße und generöse Unterstützung kommen konnte.“
In der Folge konzentrierte sich MAN auf die Fertigung von Kraftwerks- und Schiffsmotoren, später dann auch auf LKW-Motoren. 1904 wurde das erste große Dieselkraftwerk der Welt für die Kraftzentrale der Straßenbahnverwaltung in Kiew ausgeliefert. 1912 präsentierte das Unternehmen mit der „Selandia“ das erste seegehende Diesel-Motorschiff; 1923 dann den ersten LKW-Dieselmotor mit Direkteinspritzung.
Mehr zum Thema:
wikipedia zu Rudolf Diesel
Rudolf Diesel Infos (rudolfdiesel-danke.de)
150 Jahre Rudolf Diesel (diesel-2008.de)
Rudolf Diesel (ausführlicher Artikel zum Lebensweg – Heinrich-Beck-Institut)
Quelle: MAN AG, diesel-2008.de
Foto: diesel-2008.de
(ENDE) geschichtspuls/17.10.2008/mar
Ganz ausgezeichnet, übersichtlich strukturiert und gut lesbar.