Hans Meyer war eine schillernde Persönlichkeit seiner Zeit: Forschungsreisender und Erstbesteiger des Kilimandscharo, erfolgreicher Verleger und generöser Mäzen, überzeugter Kolonialist und angesehener Hochschullehrer. Anlässlich seines 150. Geburtstags hat das Leibnitz Institut für Länderkunde (IfL) eine Ausstellung zu Leben und Wirken Hans Meyers konzipiert. Die Schau mit mehr als 400 Exponaten ist vom 11. November 2008 bis 1. März 2009 im Naturkundemuseum Leipzig zu sehen.
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Am 6. Oktober 1889 hatte er endlich sein Ziel erreicht: Er erklomm den Kilimandscharo und taufte den „höchsten Punkt afrikanischer und deutscher Erde“ in „Kaiser-Wilhelm-Spitze“. Der Mann, dem diese alpinistische Leistung gelang, war der Leipziger Verleger Hans Meyer (22. März 1858 bis 5. Juli 1929). Sie machte ihn über Nacht in Deutschland und darüber hinaus berühmt. Eine Privataudienz bei Kaiser Wilhelm II. nutzte Meyer dazu, dem Monarchen ein Stück Lavastein vom höchsten Gipfel Afrikas als Präsent zu überreichen. Fünfmal reiste Meyer zwischen 1886 und 1911 zu Forschungszwecken nach Ostafrika. Für seine Verdienste erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem wurde er 1915 auf den Lehrstuhl für Kolonialgeographie in Leipzig berufen.
Die Ausstellung „Meyers Universum“ versucht, ein Bild der vielschichtigen Persönlichkeit des berühmten Leipzigers zu entwerfen: Sie stellt ihn als Privatmenschen, als Verlagsbesitzer des Bibliographischen Instituts, als Hochschullehrer der Geographie, als Mäzen und natürlich als Forschungsreisenden und Kolonialpolitiker vor. So entsteht am Beispiel der Biographie einer bedeutenden Leipziger Persönlichkeit das Kaleidoskop einer Zeit, die geprägt war von bürgerlichem Familienidyll, einer weltoffenen Kulturszene Leipzigs und einem imperialen Machtstreben des Deutschen Reiches.
Mehr als 400 Exponate haben die Experten des Leibniz-Instituts für Länderkunde für die Ausstellung zusammengetragen: Fotos, Tagebücher, Kunst- und Gebrauchsgegenstände aus den von Meyer bereisten Ländern und vieles mehr – unter anderem auch die Original-„Spitze“ des Kilimandscharo. Die Objekte und Dokumente stammen aus dem Archiv für Geographie des IfL, aus Privat- und Familienbesitz sowie aus den ethnographischen Sammlungen des Grassi-Museums für Völkerkunde zu Leipzig und den Beständen des Sächsischen Staatsarchivs – Staatsarchiv Leipzig. Viele Stücke der Ausstellung waren bisher in Archivkästen und Privatschatullen verborgen und werden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
Als Rahmenprogramm zur Ausstellung finden im Leipziger Grassi-Museum für Völkerkunde von November 2008 bis Januar 2009 sieben Abendvorträge von ausgewiesenen Experten statt. Zum Auftakt der Vortragsserie spricht am 20. November der Afrika-Fachmann Giselher Blesse zum Thema „Hans Meyer, das Bibliographische Institut und Leipzig – Spuren seines Wirkens“. Beginn der Veranstaltung ist 18 Uhr.
Die schriftlichen Fassungen der Vorträge sind im Buch zur Ausstellung abgedruckt, das einen umfangreichen Katalogteil enthält. Es ist unter dem Titel „Meyers Universum. Zum 150. Geburtstag des Leipziger Verlegers und Geographen Hans Meyer“ im Selbstverlag des Leibniz-Instituts für Länderkunde erschienen und kostet 19,90 Euro.
Mehr zum Thema:
Hans Meyer: Erstbesteigung des Kilimanjaro (Quellentext – msn encarta)
In fünf Tagen auf den Kilimanjaro (Reisebericht – ZEIT Online)
Bergbesteigung Kilimandscharo (Bsp. eines privaten Reiseberichtes)
Quelle: IfL
(ENDE) geschichtspuls/30.10.2008/mar
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