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Freya Klier: Mafiose Vernetzung ehemaliger DDR-Geschichtslehrer

By | 16. Dezember 2008

Die – in der DDR regimekritische – Schriftstellerin Freya Klier beklagt auf WELT Online die gefilterte Vermittlung von DDR-Wissen im Unterricht: Seit dem Mauerfall vergehe kein Jahr, in dem die DDR nicht in noch milderem Licht erscheint. Schuld seien alte Kader in der Lehrerschaft, die ihre eigene Vergangenheit verklären und das SED-Unrecht beschönigen würden. Infolge ihrer „mafiosen Vernetzung“ seien sie die stärkste Kraft in den Schulen des Ostens.


Die strammen Lehrer und Erzieher, die nur scheinbar gewendeten Pionierleiter und FDJ-Funktionäre, die pädagogischen Höflinge auf ministerialer Ebene – jene eben, die mit Druck und Drill, Propaganda und Werbung, Appellen und Erpressung halfen, menschliche Würde zu unterdrücken –, sie sind ja nicht ausgewandert [wie ihre alte Chefin Margot Honecker]“, schreibt Klier. Logischerweise tummelten sich diese Lehrer vorrangig in den Schulen des Ostens, wo sie sich anfangs noch betont unauffällig verhielten. Doch diese Zeiten seien vorbei: „Fast flächendeckend setzten die Altkader – nun besser bezahlt als je zu DDR-Zeiten – auf geschmeidigere Art das fort, was sie einst sattsam trainiert hatten: Kinder belügen, die Wahrheit verdrehen, einen Unrechtsstaat zum Hort der Menschlichkeit uminterpretieren. Nein, sie bildeten nicht die Mehrheit unter den Pädagogen im Osten. Doch sie hatten ein klares strategisches Ziel und waren aufgrund ihrer mafiosen Vernetzung schon bald die stärkste Kraft in den Schulen des Ostens„, so Klier weiter.
Den ganzen Artikel von Freya Klier gibt’s bei WELT Online zu lesen: Deutsche Vergangenheit: Der lila Drache und die Mär von der schönen DDR
Da fragt man sich aber mal wieder, wie es wirklich aussieht im Geschichtsunterricht. Ist die Verklärung des Sozialismus (Betonung von Kindergärten, Poliklinik oder Arbeit für alle) wirklich so übermächtig? Was lernt die ostdeutsche Jugend knapp 20 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer über die DDR? Was ist hierzu in den Lehrplänen vorgesehen? Was ist mit eventuellen Widersprüchen zwischen dem etwaigen DDR-unkritischen Lehrstoff und Schilderungen/Erinnerungen im Familienkreis? Und wie werden etwa Besuche bei Erinnerungsstätten (z.B. die Gedenkstätte Hohenschönhausen, Grenzübergang Marienborn…) in die Unterrichtspläne mit eingebunden? Man sieht, Fragen über Fragen – Ich freue mich, wenn jemand was dazu beitragen kann… (Herr Wacker, welche Erfahrungen haben Sie denn beispielsweise mit ostdeutschen Kollegen (wenn Sie sich überhaupt dazu äußern wollen)? Und wie viele Stunden sind in Baden-Württemberg eigentlich für die DDR in den Unterrichtsplänen für Geschichte vorgesehen?)

Quelle: WELT Online
(ENDE) geschichtspuls/16.11.2008/mar

3 thoughts on “Freya Klier: Mafiose Vernetzung ehemaliger DDR-Geschichtslehrer

  1. Peter Michael Spohr

    Wenn man die Auslassungen von Frau Klier liest, spürt man den Hass und die Häme auf die DDR. Die von ihr angeführten Altkader sind, wie immer bei ihren Veröffentlichungen, nicht detailiert genannt. Die von ihr aufgeführten Kader wurden mit Sicherheit nicht in den Schuldienst übernommen. Der bundesdeutsche Leser bzw. Zuhörer staunt, der Ostdeutsche, der nicht verfolgt und geknechtet wurde hat für diese Art von Texten nur ein mildes Lächeln. Es ist nur verwunderlich, dass Fr. Klier, trotz ihres „schädlichen Verhaltens“ eine derartige Entwicklung in der DDR genommen hat. Nur, wer in der Bundesrepublik hinterfragt das?
    Er ist das Hinterfragen nicht gewöhnt bzw. hat man es ihm nicht gelehrt. Wir im Osten haben in der Mehrheit gelernt zu Hinterfragen.

  2. antje roloff

    Recycling–das altbewährte Verfahren der BRD geht es um die Übernahme
    des braunen-wie auch des roten „Müll`s! Einige Lehrer ,bewährt in rethorischer
    Sachkundeverschönerung sind, wie auch Wissenschaftler,Politiker,und sonstige
    commerciell-perforierte Mitbürger nun mal gefragt!
    drum sagt dann auch der Fatalist: :Es ist nun mal soo!!
    Die mediale Verblödung die stets verkündet :So mußt du sein oder du wirst nichts sein!!
    Ich habe Dies und Das erlebt ,bekenne mich zu Negativem und Positivem und würde in
    Anbetracht momentan herrschendem Sammelsurium polit.“Richtungen“gern einen Chor
    gründen. Ja mei, wie schee würd`s klingen–die Gedanken war`n einst frei, heut wer`n sie
    gesteuert und wer sich nicht steuern läßt, der wird halt gefeuert!Drum bleibt lieber friedlich
    machts euch schön gemütlich.Versinkt im täglich Einerlei!! Die Gedanken war`n einst frei.
    Jesses,hoffentlich wurde nicht irgendjemand`s geistig Gut geschrettert!!

  3. Ulrike Polster

    Es ist mir völlig unverständlich, wie sich einer diese kalte, graue Diktatur der DDR schön lügen kann. Ob dieses Phänomen an den alten Kadern liegt, kann ich nicht beurteilen. Wahrscheinlich ist es der allgemeine Wunsch, das eigene Leben in einem rosigeren Licht zu sehen. Mit manchen Lehrern würde ich mich jetzt aus dem Abstand gern mal über früher unterhalten, bei anderen hätte ich eher Angst, die alte Überheblichkeit wieder spüren zu müssen. Als die Mauer fiel, habe ich jedenfalls gefeiert, und erlebe noch immer das Dasein in einer Demokratie als einen enormen Zuwachs an Lebensqualität.

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