Pfeilspitzen, Äxte, Sandalennägel: In einem Waldstück bei Kahlefeld-Oldenrode (Harz) im niedersächsischen Landkreis Northeim haben Archäologen zahlreiche Überreste einer Schlacht zwischen Germanen und Römern im dritten Jahrhundert nach Christus entdeckt. Das Schlachtfeld wird bereits als „Jahrhundertfund“ bejubelt, der womöglich die bisherige Geschichtsschreibung über das Verhältnis von Römern und Germanen zu dieser Zeit verändern wird. Doch noch stehen Archäologen und Historiker erst am Anfang einer langjährigen Erforschung dieses erstaunlichen Fundes.
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„Es ist eine archäologische Sensation, die eine bisher ungeahnte Komponente in die Geschichte der römisch-germanischen Beziehungen bringt“, erläutert Günther Moosbauer, Dozent für Archäologie der Römischen Provinzen an der Universität Osnabrück, die historische Einordnung der Funde. Sie zeigten, dass römische Kaiser 200 Jahre nach der Varusschlacht groß angelegte militärische Operationen im Inneren Germaniens durchführten. Damit werfe das Schlachtfeld aus dem Ende des 2. bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts ein völlig neues Licht auf die in den historischen Quellen beschriebenen Vorstöße Roms nach Nordwestdeutschland (etwa der in der Historia Augusta oder bei Herodian beschriebenen „Schlacht im Moor“). „Die Glaubwürdigkeit der in den Quellen beschriebenen Vorgänge wird dadurch erheblich gestärkt, da zum ersten Mal überhaupt römische Truppen für diese Zeit soweit im Norden nachgewiesen werden können“, so Moosbauer weiter.
Der neue Fundplatz sei zudem ein großer Gewinn für die archäologische Erforschung römischer Schlachtfelder. „In Kalkriese ist seit nunmehr 20 Jahren ein römisch-germanisches Defileegefecht mit anderem Ausgang nachgewiesen und wird akribisch untersucht. Der Vergleich der beiden Fundplätze miteinander kann unter Umständen helfen, neue Erkenntnisse zu den Vorgängen vor Ort zu gewinnen“, erklärt der Archäologe der Universität Osnabrück.
Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Im kommenden Jahr soll mit den eigentlichen Ausgrabungen begonnen werden. Ins Auge gefasst wird von den Archäologen eine Fläche von 1.500 mal 500 Metern. Das klingt nach Arbeit für viele Jahre. In diesem Zusammenhang wird von der FAZ bereits auf Finanzierungsprobleme hingewiesen. Immerhin sei bereits der Forschungsetat für das ebenfalls in Niedersachsen liegende Varusschlachtfeld „viel zu mager“.
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Archäologie: Hinterhalt im Harz (tagesspiegel.de)
Römer nach Niederlage im Teutoburger Wald mutiger als gedacht (Sächsische Zeitung, mit Bildergalerie)
Quelle: Universität Osnabrück, zudem siehe Links
(ENDE) geschichtspuls/16.12.2008/mar