Das Weihnachtfest entstand erst mehr als 300 Jahre nach der Geburt Jesu – warum, ist bis heute nicht endgültig geklärt. Ein Theologe der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn hat passend zum Fest die Erkenntnisse zu dieser alten Frage zusammengefasst.
Danach war es im frühen Christentum nicht üblich, dass man Geburtstage feierte, galten sie doch als Beginn des sündigen Erdenlebens. Und selbst wenn man die Geburt Jesu hätte feiern wollen: Wann hätte man das tun sollen? „Wir wissen bis heute nicht genau, wann Jesus zur Welt kam“, erklärt Wolfram Kinzig, Universitätsprofessor für Kirchengeschichte. Sogar zum Geburtsjahr gebe es widersprüchliche Informationen: „Laut Lukasevangelium ist Jesus zur Zeit Herodes‘ des Großen geboren. Damals sei Quirinius Statthalter in Syrien gewesen“, so Kinzig. Herodes sei aber nachweislich im Jahr 4 vor Christus gestorben, während Quirinius sein Amt erst 6 nach Christus angetreten habe. Hier klaffe also eine Lücke von zehn Jahren!
Ohnehin kennen andere Großreligionen kein ähnliches Fest: Das Judentum begeht weder die Geburt Moses noch den Tag, als Abraham das Licht der Welt erblickte. Viele Muslime feiern zwar die Geburt des Propheten, doch ist dieser Brauch hoch umstritten. Und auch die Christen begannen erstaunlicherweise erst um die Mitte des vierten Jahrhunderts, der Menschwerdung Gottes mit einem Fest zu gedenken – wieso?
Feste als Glaubensbekenntnis
„Zum Einen standen dahinter sicher politische Gründe“, erläutert Kinzig. „Das Weihnachtsfest dürfte in Rom während der Herrschaft Konstantins des Großen entstanden sein. Von dort ‚exportierte‘ man es später in alle Welt, um den Einfluss des römischen Bischofs auszudehnen.“ Andererseits sei Weihnachten aber auch Teil des Versuchs, den Inhalt des Glaubensbekenntnisses im Kirchenjahr durch wichtige Feste abzubilden. Nicht von ungefähr hätten sich Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten in ihrer heutigen Form etwa parallel zum Weihnachtsfest entwickelt.
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Und warum wird Weihnachten gerade am 25.12. gefeiert? Das dürfte unter anderem mit dem Sonnenkult zusammen hängen, der im Römischen Reich im dritten Jahrhundert nach Christus zum Staatskult aufstieg. Damals begann man auch, die Wintersonnenwende in Rom mit einem großen Fest zu feiern – und zwar am 25.12 (heute fällt die Wintersonnenwende übrigens auf den 21. oder 22.12.; die Datumsverschiebung ist auf Kalenderungenauigkeiten zurück zu führen). Schon vor gut 100 Jahren hatte der Bonner Philologe Hermann Usener daher die These aufgestellt, die Kirche habe das Weihnachtsfest bewusst auf diesen Termin gelegt, um das heidnische Fest zu verdrängen.
Ob es wirklich so war, ist bis heute umstritten. Klar sei aber, so der Bonner Geschichtsprofessor, dass sich „seit dem vierten Jahrhundert die Sonnensymbolik auch in christlichen Quellen wiederfindet: Die Kirchenväter verglichen die Geburt Jesu in ihren Weihnachtspredigten beispielsweise mit der Geburt der neuen, wieder zunehmenden Sonne.“ Ein Zusammenhang mit den heidnischen Feiern zur Wintersonnenwende scheine also zumindest sehr plausibel.
Tagung in Bonn
Um die Entstehung des Weihnachtsfestes, aber auch um andere Themen geht es vom 2. bis 5. Januar auch auf einer Konferenz der Patristischen Arbeitsgemeinschaft an der Universität Bonn. Kinzig hat zu der Veranstaltung unter dem Thema „Liturgie und Ritual in der Alten Kirche“ eingeladen. Die Teilnehmer kommen unter anderem aus den USA, Australien, Großbritannien und Dänemark, darunter zahlreiche Rednerinnen und Redner anderer Konfessionen.
(Die Patristische Arbeitsgemeinschaft (Patristik = Kirchenväterkunde) ist ein Zusammenschluss evangelischer Kirchenhistoriker aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden. Ihre Mitglieder erforschen die Geschichte des Christentums der ersten fünf Jahrhunderte.)
Mehr zur Geschichte von Weihnachten:
Geschichte und Symbolik des Weihnachtsfestes (wissen.de)
Warum wir Weihnachten feiern? (suite101.de)
Weihnachten – Geschichte, Symbole, Brauchtum (Katholische Kirche in Kärnten – Diözese Gurk)
wikipedia: Weihnachten – Stichwort Geschichte
Weihnachten – eigentlich am 17. Juni? (Basler Zeitung)
Quelle: Universität Bonn
Bild: aboutpixel.de (c) psmola
(ENDE) geschichtspuls/22.12.2008/mar