Der liberale Politiker Otto Graf Lambsdorff ist tot. Er starb am Sonntag, 6. Dezember 2009, im Alter von 82 Jahren in einem Bonner Krankenhaus. Der Ehrenvorsitzenden der FDP sei „von seinen vielfältigen Leiden erlöst worden“, hieß es dazu in einer kurzen Erklärung von Lambsdorffs Büro.
Lambsdorff, der im Zweiten Weltkrieg das linke Bein verloren hatte, gilt als einer der prägenden Politiker der Bundesrepublik. Von 1977 bis 1984 war er sowohl unter Bundeskanzler Helmut Schmidt als auch Helmut Kohl Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit. Am 27. Juni 1984 trat Lambsdorff wegen seiner Verwicklungen in die so genannte Flick-Affäre zurück und wurde drei Jahre später wegen Steuerhinterziehung zur Zahlung einer Geldstrafe verurteilt.
Auch während der Flick-Parteispendenaffäre gelang es dem „Marktgrafen“, wie ihn politische Gegner gerne bezeichneten, seine führende Rolle in der FDP zu behaupten. Im Oktober 1988 ließ er sich in einer Kampfkandidatur zum Bundesvorsitzenden der FDP wählen. Bis 1993 führte er die Partei. Dann zog er sich erst aus der Parteispitze zurück; fünf Jahre später auch aus dem Bundestag.
Gefragt war Lambsdorffs Rat aber weiterhin. So bat ihn beispielsweise 1999 der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder darum, im Auftrag der Bundesregierung in Amerika Verhandlungen über die Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern zu führen. Im Ergebnis stand die Errichtung der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“. Und noch vor wenigen Wochen warnte der FDP-Ehrenvorsitzende die neue schwarz-gelbe Bundesregierung vor einem „Schuldenrausch“.
Verlust eines Wegweisers
„Die Liberalen verlieren mit Otto Graf Lambsdorff einen ihrer wichtigsten Gestalter und Wegweiser der vergangenen Jahrzehnte“, erklärte der aktuelle FDP-Vorsitzende und Bundesaußenminister Guido Westerwelle. Sein marktwirtschaftliches Engagement und sein Engagement für die Menschenrechte weltweit hätten über ein halbes Jahrhundert hinweg der FDP wesentlich zu ihrem Profil verholfen. Lambsdorffs programmatische Klarheit und kantige Unerschütterlichkeit seien zudem Wegweiser für das ganze Land gewesen.
Mehr zum Tode von Otto Graf Lambsdorff:
wikipedia-Beitrag über Otto Graf Lambsdorff
Die Liberalen trauern um Otto Graf Lambsdorff (FDP – portal liberal)
Abschied vom gelben Grafen: Zum Tod von Otto Graf Lambsdorff (Spiegel Online)
Zum Tod von Lambsdorff: Ritter der liberalen Sache (ZEIT Online)
Nachruf: Otto Graf Lambsdorff, der fröhliche Unbequeme (WELT Online)
Zitate: Otto Graf Lambsdorff und seine „Kernsätze“ (WELT Online)
Lambsdorff – der rheinische Preuße (RPO)
Quelle: siehe Links
(ENDE) geschichtspuls/07.12.2009/mar