Bereits im Jahr 2008 baute die Oxford University dank umfangreicher Mithilfe der britischen Bevölkerung ihr „Great War Archive“ auf. Das Projekt soll jetzt europaweit aufgegriffen werden. Für die neue Website europeana1914-1918.eu werden Digitalisate von privaten Erinnerungsstücken aus dem Ersten Weltkrieg gesucht.
Ziel des Projektes ist es, im Jahr 2014 – also einhundert Jahre nach Kriegsbeginn – vielfältige Perspektiven auf den Ersten Weltkrieg online präsentieren zu können. Neben den von Archiven, Museen und Bibliotheken bereitgestellten Inhalten sollen dabei vor allem die privaten Erinnerungsstücke und dazugehörigen Geschichten aus ganz Europa die kollektive Erfahrung des Kriegs sichtbar machen und auch zahlreiche neue Impulse für die Forschung geben.
Konkret gesucht werden daher – eben auch aus Deutschland – digitale Kopien von Tagebüchern, Filmen, Feldpost, Briefen, Tonaufnahmen und anderem Material, anhand dessen sich der Alltag im Ersten Weltkrieg aus vielerlei Perspektiven rekonstruieren lässt. Interessierte Benutzer können sich selbstständig im Online-Archiv registrieren und digitale Kopien ihrer Erinnerungsstücke sowie die dazugehörigen Informationen direkt einstellen.
„Crowdsourcing“ für neue Erkenntnisse
„Mit der Einladung, aktiv zu den Inhalten des Webportals beizutragen, öffnet sich die Europeana ihren Nutzern auf einer neuen Ebene. Die Erinnerungen an das Erlebte der am Ersten Weltkrieg Beteiligten aus Ländern zusammenzuführen, die als Alliierte oder als Gegner diese Zeit erfahren haben, ist ein faszinierendes Vorhaben, von dem ich mir für das kollektive Erinnern, aber auch für Wissenschaft und Forschung wichtige Impulse verspreche“, erklärt Dr. Elisabeth Niggemann, Vorsitzende der Europeana Foundation und Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek den noch recht neuen Sammlungsansatz „Crowdsourcing“ (Quellensammlung aus der Masse).
„Die Heranziehung privater Briefe zur Rekonstruktion des Kriegsalltags und der Mentalitäten ist unerlässlich, um vor allem jene Menschen zum Sprechen zu bringen, die ansonsten stumm geblieben wären“, ergänzt der Historiker Prof. Dr. Gerhard Hirschfeld von der Universität Stuttgart/Bibliothek für Zeitgeschichte. Ihre Erlebnisse wie auch ihre Ängste, Hoffnungen und Phantasien seien den Historikern normalerweise nicht zugänglich. Zwar würden solche Erinnerungsstücke für eine gewisse Zeit in den Familien bewahrt, nach und nach fielen sie jedoch dem Vergessen anheim.
Weitere Informationen: www.europeana1914-1918.eu
Quelle: Europeana
(Ende) geschichtspuls/13.04.2011/mar
Nur so geht’s: Geschichte ist nur begreifbar oder begreiflich zumachen durch persönliche Betroffenheiten.
Das meint ein Flüchtlingskind aus WK II und überzeugter Europäer.
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