Am 1. Mai 1886 versammelten sich in Chicago Tausende streikende Arbeiter, unter ihnen viele Deutschstämmige. Ihre Hauptforderung war der Achtstundentag. Die Menschen auf dem Haymarket hielten zwei Tage aus, dann eskalierte die Situation: Eine Bombe explodierte, Polizisten schossen um sich – mehr als ein Dutzend Menschen starben. Als mutmaßlicher Rädelsführer und Bombenleger wurde der aus Hessen stammende August Spies mit drei Genossen zur Todesstrafe verurteilt – zu Unrecht, wie sich später herausstellte.
Das Massaker auf dem Haymarket wurde zur Geburtsstunde des „Tags der Arbeit“. Fortan kämpften Arbeiter weltweit am 1. Mai für ihre Rechte – und forderten einen gesetzlichen Feiertag. Nach erfolglosen Bestrebungen in der Weimarer Republik wurde ihre Forderung in Deutschland ausgerechnet von den Nationalsozialisten am 1. Mai 1933 erfüllt. Viele Gewerkschafter jubelten, als das neue NS-Regime ihnen zugestand, was die demokratischen Regierungen der Weimarer Republik nicht zu Wege gebracht hatten.
Doch Hitlers scheinbares Entgegenkommen war ein Täuschungsmanöver. Am Tag nach dem inszenierten Massenspektakel zum „Feiertag der nationalen Einheit“ stürmten SA-Trupps die Gewerkschaftshäuser und verhafteten führende Funktionäre. Dieser Schlag gegen die Gewerkschaften gilt als entscheidender Schritt auf dem Weg in die Diktatur.
Dennoch blieb nach 1945 der 1. Mai in Deutschland gesetzlicher Feiertag – wie in vielen anderen Ländern. Selbst in der „antifaschistischen“ DDR und weiteren sozialistischen Ländern wurde der 1. Mai als „Internationaler Kampf- und Feiertag der Werktätigen für Frieden und Sozialismus“ weiter begangen und auf die Traditionen der internationalen Arbeiterbewegung verwiesen. In den USA, wo mit den Ereignissen vom Chicagoer Haymarket alles begann, feiert man den „Labor Day“ dagegen jeweils am 1. Montag im September.
Anlässlich des Mai-Feiertages blickt „ZDF-History“ am Sonntag, 2. Mai 2010, ab 23.30 Uhr, zurück auf die Geschichte des 1. Mai als Arbeiterfeiertag. Weitere Informationen zum 1. Mai gibt es unter anderem in einer Zusammenstellung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (Geschichts des 1. Mai: Vom Kampftag zum Feiertag) oder auch als schneller Überblick für mehrere Länder in der wikipedia.
Quelle: ZDF
(Ende) geschichtspuls/29.04.2010/mar
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