UPDATE: Die Dunkelgräfin von Hildburghausen ist nicht Marie Thérèse Charlotte de Bourbon, Tochter von Marie Antoinette und Ludwig XVI. Das Wissenschaftsprojekt des Mitteldeutschen Rundfunks hat ein zweifelsfreies Ergebnis gebracht: Die DNA-Proben aus dem Grab in Hildburghausen stimmen nicht mit der weiblichen Linie Maria Theresias, der Mutter von Marie Antoinette, überein.
Die Basis für die DNA-Vergleiche bildete zum einen die Analyse von Proben aus dem Herzen des Bruders von Marie Thérèse, das in der Basilika St. Denis in Paris aufbewahrt wird. Die Analyse war bereits im Jahr 2000 von Wissenschaftlern der Universitäten Leuven und Münster vorgenommen worden. Damals wurde die Probe mit der DNA heute lebender Nachfahren verglichen, um die Echtheit des Herzens zu belegen. Zum anderen wurde eine Probe von Alexander Prinz von Sachsen als lebendem Nachfahren herangezogen. Sie stimmte laut MDR mit den Ergebnissen der Studie aus dem Jahr 2000 überein, aber nicht mit der DNA aus dem Grab der Dunkelgräfin. „Damit können wir ganz eindeutig sagen: Die Dunkelgräfin kann nicht die Prinzessin sein“, fasst Prof. Walther Parson, Molekularbiologe am Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck, die Ergebnisse der DNA-Untersuchungen zusammen.
Darüber hinaus ließ der MDR die sterblichen Überreste der Dunkelgräfin nicht nur genetisch, sondern auch anthropologisch analysieren. Die Untersuchungen umfassten zum einen die Analyse des Skelettes, um Informationen zum Lebenslauf der Frau zu erhalten. Zum anderen wurden Porträtvergleiche von Marie Thérèse aus verschiedenen Lebensphasen vorgenommen. Kindliche Gesichtszüge aus den frühen Porträts konnten durch Simulieren der Wachstums- und Alterungsprozesse zu dem Gesicht der alternden Frau gewandelt werden. Parallel wurde auf dem Schädel aus dem Hildburghauser Grab der Dunkelgräfin eine Gesichtsweichteilrekonstruktion vorgenommen. Dabei zeigte sich, dass die Proportionen des rekonstruierten Gesichts nicht mit den Porträts von Marie Thérèse vereinbar sind.
Link zur Dokumentation in der Mediathek des MDR: Die Dunkelgräfin von Hildburghausen
Das Rätseln geht weiter
Die sogenannte „Dunkelgräfin“ war am 7. Februar 1807 im thüringischen Hildburghausen angekommen. Dort (bzw. im benachbarten Eishausen) lebte sie 30 Jahre bis zu ihrem Tod in weitgehender Isolation. Über ihre Identität wurde nichts bekannt. Zeugen wollen damals eine Ähnlichkeit mit der französischen Königstochter Marie Therese ausgemacht haben. Die DNA-Analysen konnten diesen Eindruck nun aber nicht bestätigen.
Damit bleiben die Identität der Dunkelgräfin und das Motiv für ihr seltsames Verhalten weiterhin ungeklärt. Allerdings dürfte die unbekannte Frau mit ziemlicher Sicherheit eine Standesperson gewesen sein. Da sind sich die Historiker trotz ihrer widersprechenden Theorien einig. Denn trotz des isolierten und von ständiger Furcht vor Erkennung geprägten Lebens, haben die geheimnisvolle Dunkelgräfin und ihr Begleiter laut MDR in 30 Jahren nach heutigen Maßstäben etliche Millionen Euro ausgegeben.
Quelle: MDR
Bild: via wikipedia (gemeinfrei)
(Ende) geschichtspuls/29.07.2014/mar
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