Das Ausmaß der Zwangsarbeit während des Nationalsozialismus wird von den meisten Deutschen unterschätzt. Nur knapp ein Fünftel (19 Prozent) ist sich bewusst, dass zwischen 1939 und 1945 über 13 Millionen Menschen Zwangsarbeit leisten mussten. Das ergab eine repräsentative Umfrage von infratest dimap im Auftrag der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ).
Demnach erinnern vor allem ältere Menschen (über 65 Jahre) nicht den Umfang der Zwangsarbeit – nur 13 Prozent von ihnen schätzen das Ausmaß der Zwangsarbeit realistisch ein. Bei den Jüngeren (19-49 Jahre) sei es immerhin ein Viertel (23 Prozent) der Befragten. Als „unerwartet hoch“ bezeichnete die Stiftung EVZ allerdings das Interesse für das Thema bei den Jugendlichen: Zwar sei für 59 Prozent der 14-18-Jährigen die NS-Zwangsarbeit kein Thema im persönlichen Umfeld. Dennoch gaben 80 Prozent der Jugendlichen an, dass sie die Problematik interessant oder sehr interessant fänden. Ausführlich im Unterricht behandelt worden sei das Thema aber nur bei 28 Prozent.
Sehr hoch sei darüber hinaus die Zustimmung zu den geleisteten Entschädigungszahlungen durch die Stiftung EVZ. Neun von zehn Befragten empfänden die im Jahr 2007 abgeschlossenen Zahlungen als richtig. Die Hälfte der Befragten meine, dass die Entschädigungszahlungen an ehemalige Zwangsarbeiter zur Versöhnung (hier beispielhaft für das Nachbarland Polen gefragt) beigetragen haben.
Die vollständigen Ergebnisse der Umfrage gibt es im Internet unter: www.stiftung-evz.de/ns-zwangsarbeit/umfrage.
Hintergrund: Anlass der Befragung ist die bislang größte Ausstellung zum Thema NS-Zwangsarbeit, die am 27. September im Jüdischen Museum Berlin eröffnet wird. Sie macht deutlich, dass insgesamt etwa 20 Millionen Menschen zur Arbeit gezwungen wurden. Bislang war laut Stiftung EVZ kaum bekannt, dass allein in den von Deutschland besetzten Gebieten mindestens sieben Millionen Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Mehr zur Ausstellung gibt es unter: www.ausstellung-zwangsarbeit.org.
Quelle/Grafik: Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft
(Ende) geschichtspuls/20.09.2010/mar