Es war ein einmaliger Vorgang: Vor 20 Jahren hörte eine komplette Armee von einem Tag auf den anderen auf zu existieren. In der „blickpunkt“-Reportage „Aus Feind wird Freund? Als die NVA die Waffen streckte“ setzen sich die ZDF-Autoren Daniela Sonntag und Bernd Weisener mit der Auflösung der Nationalen Volksarmee (NVA) und dem Neuanfang der Bundeswehr auseinander.
Am 3. Oktober 1990 wurde die Fahne eingeholt: Die Deutsche Demokratische Republik wurde aufgelöst und in den NVA-Kasernen ging das militärische Kommando auf die Bundeswehr über. Gleichzeitig wechselte ein gewaltiges Waffenarsenal den Besitzer: 2.000 Kampfpanzer, 700 Flugzeuge, 1,3 Millionen Handwaffen und über drei Millionen Tonnen Munition wurden bei der NVA zuletzt gezählt. Die Bundeswehr übernahm am Ende davon gerade einmal 3,5 Prozent, das meiste davon wurde verkauft oder gleich verschrottet. Nur das von Russland gebaute Kampfflugzeug MIG 29 flog noch bis 2003 im Dienst der Bundeswehr.
Doch was wurde aus den betroffenen Soldaten? Wurden sie tatsächlich so einfach vom Feind zum Freund? Immerhin hatten sich Nationale Volksarmee und Bundeswehr 35 Jahre lang als Gegner gegenüber gestanden. Dann kam das Ende der DDR und damit das Ende der NVA. Von den ursprünglich einmal 170.000 NVA-Soldaten wurden nur etwa 11.000 in die Bundeswehr übernommen, so das ZDF. Und die, die übernommen wurden, wurden ein bis zwei Dienstgrade heruntergestuft. Das sorgte für viel Frust.
Die „blickpunkt“-Reportage begleitet drei Betroffene. Sie werden in der Sendungsankündigung wie folgt beschrieben:
Jörg Hartwich verdient sein Geld heute als Bunkerführer in Frauenwald. Der ehemalige Stasibunker gehört zu einem Hotel, und Hartwich tritt dort in Uniform als NVA-Offizier auf. Zusammen mit seinem Verein „Ostdeutsche Militärgeschichte“ lassen ehemalige NVA-Soldaten die DDR für Touristen wieder auferstehen. „Erlebte Geschichte“ nennen sie ihre Bunkerübernachtungen. Der Film zeigt, wie sehr die ehemaligen Genossen an ihrer untergegangenen Armee festhalten und warum ihnen der Abschied von „der besten Kampftruppe der Welt“ so schwer fällt.
Harald Wrona war Offizier der Bundeswehr, als diese die Anlagen der NVA inspizierte. Was er damals in den Kasernen zu sehen bekam, hat ihn geschockt – und beeindruckt. Aus beruflicher Pflichterfüllung wurde dann Leidenschaft: Harald Wrona lebt inzwischen im thüringischen Tambach-Dietharz und wurde dort sogar zum Bürgermeister gewählt.
Uwe Lenke begann seine militärische Karriere Anfang 1980 bei der NVA. Den Tag der Wende verbrachte er in einem Bunker in Brandenburg. Dort überwachten die Militärs den ostdeutschen Luftraum. Um Mitternacht zog er seine NVA-Uniform aus und die der Bundeswehr an. Bis heute dient er in der Armee. Bei ihm trifft es zu: Aus Feindschaft ist Freundschaft geworden und das ganz ohne Fragezeichen.
Die „blickpunkt“-Reportage „Aus Feind wird Freund? Als die NVA die Waffen streckte“ gibt es am kommenden Sonntag, 26. September 2010, 10.15 Uhr im ZDF.
Quelle: ZDF
(Ende) geschichtspuls/22.09.2010/mar