Blaupunkt: Die Werbegeschichte einer Marke

By | 24. Mai 2008

Seit mehr als 80 Jahren steht der Name «Blaupunkt» für technische Innovationen, insbesondere im automobilen Rundfunkempfang. Von der Gründung des Unternehmens 1923 als „Ideal-Radiotelefon- und Apparatefabrik“ bis zum 75. Geburtstag des ersten in Europa vorgestellten Autoradios im vergangenen Jahr informiert die Chronik „Blaupunkt. Die Werbegeschichte einer Marke“. Sie erzählt eine erfolgreiche Markengeschichte – die zugleich auch ein Stück deutscher Zeitgeschichte widerspiegelt – und beleuchtet unter anderem, wie der blaue Punkt 1938 zum Markenlogo und gleichzeitig zum Unternehmensnamen wurde. Bilddokumente aus mehr als sieben Jahrzehnten verdeutlichen den Wandel in der Werbung für Autoradios aber auch für Navigationsgeräte und Unterhaltungselektronik.
So galt es, bereits in den dreißiger Jahren einem kleinen Publikum ein exquisites Statussymbol zu verkaufen: Den Autosuper 5. Das erste europäische Autoradio war in Zeiten der Wirtschaftskrise ein nahezu unerschwinglicher Luxusartikel. Das Gerät kostete 465 Reichsmark – damals rund ein Drittel des Preises, den ein komplettes Auto kostete. Entsprechend elitär war die Werbung gehalten: In aufwändigen Farbprospekten sah man eine mondäne Welt aus Coupés und Cabriolets, die durch futuristische Metropolen mit Wolkenkratzern oder durch ein „liebliches Bergstraßen-Panorama“ fuhren.
Wirtschaftswachstum schafft Individualität
Mit zunehmender Massenmotorisierung und dem Beginn der Ära der Transistor-Radios in den Fünfzigern wurde das Autoradio langsam zu einem alltäglichen Gebrauchsgegenstand. Die Blaupunkt-Werbung spielte nun mit Emotionen. Durch gefühlsbetonte Slogans wie „Mit Musik geht alles besser“ und „So glücklich kann ein Autoradio machen“ wurde der potenzielle Kunde umworben. In einer Werbeanzeige von 1960 schlug das Herz einer attraktiven Autofahrerin sinnbildlich für die Marke Blaupunkt. Da nicht mehr stets der Patriarch am Steuer saß, wandte sich die Werbung fortan auch an Frauen als Autofahrerinnen und -käuferinnen.
Die Werbemotive der sechziger Jahre spiegelten die Zeit des beginnenden Wirtschaftswachstums wider: Frohe, heitere Menschen, mobil und reiselustig. Blaupunkt präsentierte sich als junge Marke; der Fahrerhandschuh stand als Symbol für ein sportliches Image. Autoradios wurden immer individueller. Das „klassische Autoradio“ wich mehr und mehr speziellen Modellen für jeden Wagentyp. Nur die Blende verriet, dass es sich bei den Radios im VW Käfer, im BMW 501 oder im Ford Taunus um Modelle aus dem Hause Blaupunkt handelte.


Vom Reisebegleiter zum Stauberater
In den siebziger Jahren lösten zunehmend Verkehrsstaus (siehe Apokalypse Stau auf der Autobahn) die einstmals beschaulichen, leeren Autobahnen ab. Einhergehend mit neuen Lösungen zur Stau-Information und -umleitung wurde die Autoradio-Werbung sachlicher und nüchterner. Sie vermittelte nicht mehr nur reine Unterhaltung, sondern thematisierte die neuen Möglichkeiten der Verkehrsinformationen. In den achtziger und neunziger Jahren führten neue Technologien zur Entwicklung volldigitaler Autoradios und dynamischer Navigation. Nicht zuletzt dadurch ist das Autoradio bis heute vom „amüsanten Reisebegleiter“ zum volldynamischen Stauberater gereift. Man genießt „mobile Klangsysteme“, spricht von „Car-Multimedia“ bis hin zum „Fahrerassistenzsystem“.
„Blaupunkt. Die Werbegeschichte einer Marke“ (200 Seiten, rund 300 Abbildungen, ISBN-10 3-922805-93-0) ist (laut Blaupunkt) „eine aufwändige, farbenfrohe Chronik der werblichen Kommunikation in den verschiedensten Facetten – ganz den Zeitgeist der jeweiligen Epoche widerspiegelnd. (…) Der großformatige, detailreich ausgestattete (und selbstverständlich blaue) Hardcover-Band richtet sich nicht nur an Technikfreaks, Automobil-Nostalgiker und Marketing-Fachleute. Der pointierte Schreibstil und die klassischen Illustrationen mit viel Liebe zum Detail laden Leser jeden Alters zum Schmökern und Verweilen ein.“
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Bleibt am Ende noch die Frage, wie das inzwischen zur Bosch-Gruppe gehörende Unternehmen zum Namen «Blaupunkt» kam? Gegründet wurde die Firma, wie bereits geschrieben, 1923 unter dem Namen «Ideal». Damals stellte man zunächst Kopfhörer her, die einzeln von Technikern geprüft und mit einem Qualitätssymbol gekennzeichnet wurden – dem blauen Punkt. Bald fragten die Kunden nicht mehr nach Kopfhörern von «Ideal» sondern nach „denen mit dem blauen Punkt“. Das Prüfzeichen war zum Markenzeichen geworden und wurde 1938 auch zum Firmennamen erkoren.

Quelle/Bild: Blaupunkt
(ENDE) geschichtspuls/22.05.2008/mar