Aufregung unter deutschen Münzsammlern: In zunehmender Zahl werden ganze antike Münzsammlungen durch die Polizei beschlagnahmt. Vorgeworfen wird den Münzfans dabei illegale Ausräumung archäologischer Stätten in aller Welt, Hehlerei und ein vermindertes strafrechtliches Bewusstsein. Es stehe zu befürchten, dass es immer weniger Leute überhaupt wagen zu sammeln, beklagt Helmut Schubert, Präsident der Deutschen Numismatischen Gesellschaft (DNG).
Bei einem Verdacht auf illegale Erwerbung müssten die Sammler häufig in kürzester Zeit Herkunftsnachweise erbringen, die in der Regel gar nicht existierten. „Wenn die Herkunft von drei oder vier Münzen fraglich ist und ein Verdacht besteht, wird gleich die ganze Sammlung einbehalten“, klagt Schubert weiter. Zusammen mit anderen Branchenverbänden hat die Deutschen Numismatische Gesellschaft jetzt eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht. Darin heißt es unter anderem:
Das Sammeln von Münzen blickt auf eine lange Geschichte zurück. (…) In Deutschland hat sich bereits vor über 500 Jahren eine bis heute ungebrochene Tradition der Beschäftigung mit Münzen und Medaillen entwickelt, die nicht nur von ausgewiesenen Wissenschaftlern, sondern vor allem auch von Laien getragen wurde und wird.
Mit Sorge erfüllt uns eine in jüngster Zeit einsetzende und sich ausbreitende Entwicklung, bei der das Sammeln von Münzen, vor allem von antiken und mittelalterlichen, als kriminelle Tat hingestellt wird – unter dem nicht zu rechtfertigenden Vorwurf, sie seien Ergebnis und Ursache illegaler Ausräumung archäologischer Stätten in aller Welt. Hausdurchsuchungen werden von der Kriminalpolizei durchgeführt, Sammlungen beschlagnahmt, Anzeigen wegen Hehlerei erstattet. Es wird von einem verminderten strafrechtlichen Bewusstsein bei Münzsammlern gesprochen. Zu den Münzsammlern gehören nicht nur Privatpersonen, sondern auch eine Vielzahl von der öffentlichen Hand getragener Museen.
Wir können und wollen nicht zulassen, dass der Münzenhandel und die Sammlerschaft kriminalisiert werden und geben deshalb folgende Erklärung ab:
1.) Das Sammeln antiker, mittelalterlicher und neuzeitlicher Münzen und Medaillen sowie von Papiergeld ist nicht strafwürdig. Ein Herkunftsnachweis für die einzelne Münze ist nicht vorgeschrieben. Dennoch fordern wir unsere Sammler auf, mehr als bisher die Herkunft ihrer Münzen zu dokumentieren, auch wenn sie diese bei Sammlerbörsen oder an anderer Stelle erworben haben bzw. erwerben.
Die gesamte Erklärung gibt’s direkt auf der Startseite der Numismatische Gesellschaft…
Mehr zum Thema:
Die Ehre der Münzsammler: Kein Räuber, aber ein Kämpfer (Frankfurter Rundschau)
Quelle: DNG, FR-Online (via Archivalia)
(ENDE) geschichtspuls/22.01.2009/mar