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Bundesbürger im Dienst der DDR-Spionage

By | 4. Januar 2008

1989 führte das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR mehr als 3.000 Westdeutsche als Inoffizielle Mitarbeiter (IM). Zu diesem Ergebnis kommt der Historiker Georg Herbstritt in seiner Forschungsarbeit über „Bundesbürger im Dienst der Spionage“. Hierfür wertete er rund 500 Spionagestrafverfahren der neunziger Jahre aus und analysierte darüber hinaus zahlreiche Akten, Tondokumente und elektronisch gespeicherte MfS-Daten im Archiv der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlage (BStU).

Laut Buchbeschreibung der BStU untersucht Herbstritt systematisch, wie die Stasi Agenten im Westen anwarb und welches soziale und berufliche Profil die Westagenten besaßen. Weitere Schwerpunkte bildeten neben den großen Linien des Spionagegeschehens vor allem bislang wenig beachtete Aspekte wie die Anwerbung jugendlicher Westdeutscher als IM oder die zunehmenden internen Probleme des MfS-Spionageapparats. Darüber hinaus werde nach den Opfern der MfS-Westarbeit gefragt. Insgesamt verbinde das Buch exemplarische Fallschilderungen und typische, auch unscheinbare Spionagefälle mit zeitgeschichtlichen Abläufen im geteilten Deutschland und räume mit zahlreichen Mythen der MfS-Westarbeit auf.
Eine ausführliche Rezension hat Gerhard Wettig auf H-Soz-u-Kult veröffentlicht. Seiner Ansicht nach hat Herbstritt die interne Arbeitsweise der ostdeutschen Auslandsspionage genau, umfassend und tiefschürfend analysiert. Dabei gebe er Einblicke in die Haltung und die Arbeitsweise, die das geheimdienstliche Vorgehen kommunistischer Diktaturen gegenüber dem Westen insgesamt kennzeichnete. An seinem Werk komme künftig niemand mehr vorbei, der sich mit dem „Innenleben“ und der Außenwirkung der HVA befasst. Insgesamt sei das Buch nicht nur Fachleuten, sondern auch interessierten Laien uneingeschränkt zu empfehlen, so Wettigs Fazit. Na wenn das nicht viel versprechend klingt. Schade, dass Weihnachten gerade vorbei ist…
Georg Herbstritt: Bundesbürger im Dienst der DDR-Spionage. Eine analytische Studie, Wissenschaftliche Reihe der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR: Analysen und Dokumente, Band 29, Göttingen (2007), 459 S., gebunden, 29,90 Euro
Eine ausführliche Inhaltsübersicht gibt es auf den Seiten der BStU.
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Quelle: H-Soz-u-Kult, BStU
Foto: Vandenhoeck & Ruprecht
(ENDE) ddr-geschichtsblog/04.01.2008/mar