Wie sah Johann Sebastian Bach aus? Eine Antwort hierauf lieferte bislang ein Gemälde von Elias Gottlob Haussmann, für das der Komponist (1685-1750) kurz vor seinem Tod einmal Porträt saß. Doch dank moderner forensischer Methoden gibt es nun auch eine Wachsbüste mit dem rekonstruierten Antlitz Bachs.
Verantwortlich hierfür ist die Anthropologin Caroline Wilkinson von der schottischen Universität Dundee. Gestützt auf ihre Erkenntnisse über das Verhältnis von weichem und festem Gesichtsgewebe hat sie ein computerisiertes System zur Gesichtsrekonstruktion entwickelt. Für die Technologie namens „Haptic Feedback“ werden die Maße eines menschlichen Schädels per Laser in den Computer eingelesen. Möglich wird dies im Fall Bachs – da die Totenruhe des Komponisten nicht mehr gestört werden soll – durch einen 1894 gefertigten bronzenen Schädelabguss aus dem Bachhauses Eisenach.
Was folgt, lässt sich wohl am besten als „virtuelle Bildhauerei“ beschreiben. Gestützt auf die Schädelstruktur – aber auch Durchschnittsdaten von Schädeln von Deutschen im Alter zwischen 60 und 65 Jahren – werden Gewebepartien, Muskelstränge und Fettschichten bestimmt und das Gesicht Schicht für Schicht rekonstruiert. Danach halfen das Gemälde und weitere Dokumente, Bachs Haar-, Augen- und Gesichtsfarbe zu rekonstruieren. So beschrieben etwa zeitgenössische Dokumente seine Augenprobleme und die daraus resultierenden geschwollenen Augenlider, erklärt Wilkinson.
Ab dem 21. März 2008 zeigt das Bachhaus Eisenach das rekonstruierte Antlitz von Johann Sebastian Bach im Rahmen der Ausstellung „Bach im Spiegel der Medizin“. Weitere Schwerpunkte der Ausstellung bilden die Augenoperation Bachs, an deren Folgen er am 28. Juli 1750 verstarb, sowie die an seinen Gebeinen festgestellte Organistenkrankheit, eine Verknöcherung der Sehnenansätze an Becken und Fersen, die vom frühen Spiel der Orgel herrührte.
Sonderausstellung: „Bach im Spiegel der Medizin“
21. März bis zum 09. November 2008,
Bachhaus Eisenach, Frauenplan 21, 99817 Eisenach
Quellen: Bachhaus Eisennach, University Dundee, Artefakt Berlin
(ENDE) geschichtspuls/03.03.2008/mar