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15. Januar 1990: Erstürmung der Stasi-Zentrale in Berlin

By | 15. Januar 2010

Vor zwanzig Jahren: Unter dem Motto „Mit Fantasie und ohne Gewalt!“ hatte die Bürgerbewegung „Neues Forum“ für den 15. Januar 1990 zu einer Demonstration vor der Berliner Stasi-Zentrale gerufen. Tausende DDR-Bürger waren dem Aufruf gefolgt. Die Stimmung war aufgeheizt. Lautstark verlangten die Demonstranten die Abschaffung des DDR-Geheimdienstes. Zugleich forderten sie aber auch Einlass in das abgeriegelte Objekt. Wie zuvor schon in Erfurt oder Leipzig, sollte nun auch in Berlin die Vernichtung von Akten gestoppt werden.

Und tatsächlich: Während am „Zentralen Runden Tisch“ von Oppositionellen und Regierungsvertretern erstmals konkrete Angaben zum Ausmaß der Stasi-Aktivitäten öffentlich wurden, öffneten sich in Berlin-Lichtenberg plötzlich die Tore zur Zentrale der ehemaligen Staatssicherheit. Unter tumultartigen Szenen mit teils erheblichem Sachschaden drangen zwischen 2.000 und 3.000 Demonstranten in die Gebäude. Erst mehreren in die Normannenstraße geeilten Oppositionsführern um Konrad Weiß, Ulrike Poppe und Rainer Eppelmann gelang es zusammen mit dem DDR-Ministerpräsidenten Hans Modrow, die Lage zu entspannen. Im Gegenzug wurde die ehemalige Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) nun von einem ad hoc gebildeten Bürgerkomitee kontrolliert.
Von wem und unter welchen Umständen die Tore zur Stasi-Zentrale letztlich geöffnet wurden, ist bis heute nicht geklärt. Ein Augenzeuge spricht von einem über die Mauer gekletterten Demonstranten, der die Tore von innen entriegelte. Gut möglich aber auch, dass sich die Berliner Geheimdienstler (nach den Erfahrungen in anderen Städten) nicht länger dem offenbar Unvermeidlichen widersetzen wollten. Eventuell wollten die als Wachschutz eingesetzten Polizisten mit der Türöffnung auch ein Ventil für die vor dem Gebäude dicht gedrängten Menschenmassen schaffen. Einige Historiker gehen dagegen von einer Inszenierung durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) aus. Durch verdeckte Stasi-Männer gelenkt und zusätzlich angestachelt sollten die Demonstranten für ein Durcheinander aus Chaos und Gewalt sorgen – und so der DDR-Regierung Argumente dafür liefern, dass das bereits zum 17. November 1989 in Amt für Nationale Sicherheit umbenannte MfS weiter als Verfassungsschutzorgan notwendig wäre.


Quelle: siehe Links
(ENDE) geschichtspuls/15.01.2010/mar